Review: Donots – Lauter als Bomben

Morgens Hakenkreuze mit Herzen übermalen, mittags gegen Demagogen protestieren und abends in den besten Kellerklub der Stadt gehen – „Lauter als Bomben“ von den Donots funktioniert bei allem.

 

2015 sangen die Donots erstmals auf Albumlänge deutsch. Aus monetärer Sicht eine gute Entscheidung, denn „Karacho“ stieg mit Platz 5 so hoch wie keine ihrer Platten zuvor in die Charts ein. Nun ist mit „Lauter als Bomben“ Scheibe Nummer elf erschienen. Und die setzt dort an, wo „Karacho“ vor vier Jahren aufhörte. „Das soll nie zu Ende geh’n / Nie zu Ende geh’n / Das kann ewig weitergeh’n / Hey, wir bleiben nie mehr steh’n“, lauteten die letzten Zeilen auf „Karacho“. Wenn sich das auf die sprachliche Neuausrichtung bezieht, können die ersten Zeilen auf „Lauter als Bomben“ als endgültige Standortbestimmung verstanden werden: „Wir beide haben hier nichts verloren / Und darum sind wir hergekommen“.

 

Die Donots sind keine Sprachvirtuosen, die in ihren Texten verkopftes Denkmaterial für WG-Küchengespräche liefern. Sie fangen viel eher dann an, wenn die WG-Küche zum Partyraum umfunktioniert wird. Das soll nicht heißen, dass die norddeutsche Punkband nichts zu sagen hätte – was schon ein Blick auf ihre meinungsstarken Social-Media-Profile beweist. Ingo Knollmann und seine vier Mitstreiter haben das Herz am richtigen Fleck. Ihre Botschaften, die in fast jedem Songs stecken, verbreiten sie mit der für das Genre typischen Holzhammertaktik: „Bis man euch nicht mehr hört werden wir weitersingen / Wo ihr marschieren wollt in eurem Wege stehen“.

 

Das Album heißt nicht umsonst „Lauter als Bomben“ und schmettert den Pegida-Märschen dieser Welt Kampfansagen entgegen, die manchmal genauso wichtig sind wie die fundierte Auseinandersetzung mit dem Feind. Und wenn es nur für den eigenen Seelenfrieden ist. Mit Gleichgesinnten die Wut über die Teilnahmslosigkeit der Gesellschaft herauszuschreien, die sich später über die politischen Entwicklungen wundern wird, das funktioniert zu Stücken wie „Whatever Forever“. Denn bei all den kernigen Parolen steht der einfache Rock-Song im Vordergrund, der sich irgendwo zwischen der Zwei- und der Drei-Minuten-Marke einpendelt.

 

„Lauter als Bomben“ wirkt rotziger als „Karacho“. Lieder wie „Aschesammeln“, das dafür wirbt, Erwartungshaltungen abzulegen, oder das schwarzmalerische „Keiner kommt hier lebend raus“ gehen in Ohren und Beine. Der eine große Song, der zukünftige Donots-Konzerte eröffnet oder beendet, ist nicht auszumachen. Dafür klingt die Platte wie aus einem Guss und lässt leise Nostalgiemomente wie „Das Dorf war L.A.“ zu, die die Wurzeln der meinungsstarken Donots-Texte aufzeigen: „Ideale gestapelt und Hauptsache Punk / Das war alles wichtig, haben wir da schon erkannt“. Musik, von der man sich eine Scheibe abschneiden kann.

 

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