Review: Ex Machina
Die Terminators bekommen Konkurrenz: Alicia Vikander verdreht als hübsche Super-KI Domhnall Gleeson den Kopf. Alex Gerlands Regie-Debüt „Ex Machina“ ist seit einigen Wochen in deutschen Kinos zu sehen.
Künstliche Intelligenz wurde in der Vergangenheit immer wieder zum Thema diverser Popkulturerzeugnisse. Sei es die Terminator-Reihe, in der Maschinen kurz davor stehen, die Menschheit auszulöschen, der bevormundende Supercomputer HAL 9000 aus Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“, der nach seiner menschlichen Seite suchende Android Data aus der Science-Fiction-Serie „Star Trek: The Next Generation“ oder zuletzt der pubertierende Polizeiroboter Chappie aus Neill Blomkamps gleichnamigem Film – die Automatisierung intelligenten Verhaltens bietet reichlich Stoff für aufregende Drehbücher. Dabei beschäftigen Macher und Zuschauer vor allem zwei Punkte: Wird künstliche Intelligenz das Leben aller Menschen leichter machen oder steht uns eine hausgemachte Bedrohung bevor, die unserer Zunft meilenweit überlegen ist?
Natur trifft auf Technik
Ich lüfte keine Geheimnisse, wenn ich verrate, dass sich „Ex Machina“ mit letzterem Szenario beschäftigt. Der junge Programmierer Caleb Smith arbeitet für den mächtigen Suchmaschinenkonzern Bluebook. Durch sein Losglück bei einer firmeninternen Lotterie erhält er die Möglichkeit, CEO Nathan Bateman in dessen abgelegenen Haus/Labor zu besuchen und gemeinsam mit ihm innerhalb einer Woche an einem KI-Projekt zu arbeiten. Dabei lernt Caleb die künstliche Intelligenz Ava kennen, die ihm in Form einer hübschen jungen Frau gegenübertritt. Schnell entwickelt sich eine sexuelle Spannung zwischen den beiden und ein wildes Intrigenspiel innerhalb der Dreiecksbeziehung kommt in Gang. Mit Domhnall Gleeson (Caleb), Alicia Vikander (Ava) und Oscar Isaac (Nathan) geben dabei drei Hauptdarsteller eine wunderbare Visitenkarte ihres Könnens ab. Allen voran Oscar Isaac weiß durch sein ambivalentes Spiel zu überzeugen, das zwischen Partykumpeltyp und unberechenbarem Controllfreak schwankt.
Diese Zwiespältigkeit zieht sich durch den kompletten Film: Abgeschottete, hochtechnologisierte Räume treffen auf atemberaubende Landschaften. Nathan besäuft sich täglich, treibt aber auch intensiv Sport. Intellektualität stößt auf barbarisches Verhalten. Als Zuschauer ist man sich nie sicher, für wen man eigentlich jubeln soll. Der auch im Film thematisierte Turing-Test, der zeigen soll, ob eine Maschine ein dem Menschen ebenbürtiges Denkvermögen hat, findet automatisch im Kopf des Kinobesuchers statt. “It’s a stunning directorial debut from Alex Garland that’s essential viewing for anyone with even a passing interest in where technology is taking us”, schrieb Chris Tilly von IGN und benennt damit die Zielgruppe des Films. Der technologische und damit verbundene philosophische Ansatz des Films wird einem jedoch zum Glück nicht per Vorschlaghammer ins Gesicht geschmettert, sondern durch lockere Dialoge der Protagonisten thematisiert. So verkommt „Ex Machina“ nicht zu einem überkandidelten Wissenschaftsfilm und bleibt stattdessen ein knisternd spannend inszenierter Sci-Fi-Thriller, der seinem direkten Konkurrenten Chappie in Sachen Anspruch trotzdem den Mittelfinger entgegen strecken kann.
Verzeihbare Schnitzer inklusive
Handwerklich erlaubt sich der Film zwar ein, zwei Schnitzer, die lassen sich anhand der Komplexität des Plots aber verzeihen. Denn warum in einem High-Tech-Haus mit simplen Schlüsselkarten gearbeitet wird oder Ava zwar Lust, aber keinen Schmerz empfinden kann, sind Punkte, die man schlucken muss und definitiv auch sollte. Die eigentliche Geschichte hangelt sich an einem episodischen Aufbau entlang, der zwar ein einfacher, aber auch hervorragender Weg ist, um die Entwicklungen im Haus innerhalb der sieben Tage zu dokumentieren. Eine sparsame, spannungsaufbauende Soundkulisse bringt die zum Teil schneidende Dramatik auf den Höhepunkt und der eine oder andere lustige Spruch der Protagonisten lockert dies in den richtigen Momenten wieder auf. Alex Garland hat mit seinem Regie-Debüt das Wichtigste richtig gemacht und kann nach Drehbüchern für unter anderem „28 Days Later“ und „Dredd“, Romanen wie „The Beach“ und „The Coma“ aber auch Videospielarbeiten für „Enslaved: Odyssey To The West“ und DmC: Devil May Cry ein weiteres geglücktes Werk auf die Habenseite stellen.
Ob man den Plot nun mit den Augen eines Eingeweihten sehen oder einfach nur in Nathans architektonisch geniales Haus zurückkehren möchte, „Ex Machina“ macht Lust, noch ein weiteres Mal gesehen zu werden. „With its reflective surfaces, glacial soundscapes, and Kubrickian geometric compositions, this is knowingly seductive sci-fi cinema,“ heißt es in Mark Kermodes The-Guardian-Review. Seien sie nun menschlich oder künstlich, nachvollziehbarer kann man den Selbsterhaltungstrieb von Lebewesen nicht auf den Punkt bringen. „Ex Machina“ schafft die richtige Mischung, um weder in IT-Gebrabbel noch in idiotischen Science-Fiction-Kitsch abzudriften. Intelligentes Kino, das so ziemlich alles bietet.
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