Review: Fil da Elephant – fil.ologie

(dieser Text erschien ursprünglich auf www.hiphopstuttgart.de)

 

„Mit Jesus alles, ohne ihn nichts.“ Engagierte Besucher des Atheistenstammtisches sollten jetzt weghören. Alle anderen bekommen mit Fil da Elephants Langspieler „fil.ologie“ ein Manifest des Christen-Raps geliefert.

 

„Ich weiß nicht, wie Leute ohne Gott ihr Leben überleben“, fragt sich Fil da Elephant in „Guter Tag“. „Hervorragend“, antwortet der Autor dieser Rezension. hiphopstuttgart.de ist ein Online Magazin, das versucht, die Stuttgarter HipHop-Szene zu dokumentieren. Und da der Esslinger Fil relativ relevanten HipHop macht, hat er hier auch eine Plattform verdient. Natürlich ist es trotzdem schwierig, „fil.ologie“ losgelöst von den Inhalten zu betrachten, denn inhaltlich dreht sich der Großteil seiner Musik eben um Jesus und seinen Vadder.

 

Ob er mit „In jeder Zeile“ der Bibel eine Hymne schreibt, mit „Steh auf“ den jungen Christen Mut zuspricht oder mit „Hohelied“ eben jenen Hochzeitsschmachtfetzen aus dem Alten Testament neuinterpretiert, der mit leichtem schwäbischen Akzent rappende Musiker macht um seinen Glauben keinen Hehl. Das ist sehr gut, da im Grunde jeder HipHop machen darf und soll, wie er möchte. Leider werden Menschen, die nicht zum Kreis der Eingeweihten zählen, mit dem Album wenig anfangen können. Schade, denn fernab der Inhalte gibt es auf „fil.ologie“ einige Höhepunkte. Beispielsweise die erstaunlich tanzbaren und mit abwechslungsreichen Drum-Patterns ausgestatteten Beats, der Einsatz von simplen, aber sehr stylischen Mehrfachreimen und die eine oder andere treibende Hook.

 

Wenn Fil da Elephant in „Straßengewalt“ dann noch eine recht spannende Geschichte rund um Jugendgangs und Rachsucht erzählt, kommt auch der ungetaufteste Rap-Hörer auf seine Kosten. Wenn er aber eine völlig harmlose und punchlinearme „Kampfansage“ für HipHop und gegen Rapper mit Hang zum Proletentum heraushaut, bleibt einfach nichts hängen. Denn auch wenn Fil über die Jahre – gerade durch sein Subgenre – eine riesige Fanbase aufbauen konnte, messen lassen muss er sich wie der mütterfickende Straßenrapper aus’m Block an gängigen Genrestandards. Und da geht sein teils ungelenker Flow, der auf Tracks wie „Ich bin“ nicht mit dem anspruchsvollen Beat mithalten kann, unter. Auch Acappella-Einlagen wie „Gebet“ sind nicht mehr als schnelles Sprechen, die sein Können weniger unter Beweis stellen, als er sich das womöglich erhofft.

 

Fil da Elephant hat ein Produkt abgeliefert, das seine Community zu Recht feiern wird. Doch für die exklusiven Inhalte, die eben nicht jeden Hörer unterhalten werden, hat er der Kunstform HipHop zu wenig Neues hinzuzufügen. Und ja, Rapper wie sido, Samy Deluxe oder Moses Pelham sprechen ebenfalls über ihren Glauben – wie sich Fil in „Deutschrap“ versucht zu rechtfertigen – doch die wissen eben auch darüber hinaus mit einer breitgefächerten Themenpalette zu begeistern.

 

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