Review: Für immer Adaline

Der weibliche Highlander möchte sich nicht verlieben, tut es dann aber doch. „Für immer Adaline“ hat eine interessante Prämisse mit viel Potenzial. Reicht das für einen guten Film?

 

Nach einem Unfall mit 29 Jahren hört die 1908 geborene Adaline Bowman plötzlich auf zu altern. Fortan muss sie ihr Leben entsprechend anpassen, um nicht aufzufallen und im schlimmsten Falle als Forschungsobjekt der Regierung zu enden. Alle zehn Jahre wechselt sie ihre Identität, zieht um und bricht den Kontakt zu den neugewonnenen Freunden ab. Dieses Leben machte sie mit der Zeit vorsichtig, weshalb es ihr zu Beginn schwer fällt, auf die Avancen des hübschen Ellis Jones einzugehen. Schlussendlich lässt sie sich dennoch fallen und geht eine Romanze mit ihm ein. Was dann passiert, wird aus Spoiler-Gründen selbstverständlich nicht verraten, so viel sei jedoch gesagt: Eine Liebschaft aus ihrer bewegten Vergangenheit taucht wieder in ihrem Leben auf und bringt reichlich Spannung in das frische Glück.

 

Die romantische Version des Highlanders

 

Was erst einmal wie eine romantische Version des Highlanders ohne Klingen und alleinigem Herrschaftsanspruch klingt, entpuppt sich leider schnell als ödes Werk, das stets die einfachen Wege geht und mit vorhersehbaren Wendungen die pure Langeweile versprüht. Ein Off-Erzähler mit tiefer Stimme, der pseudowissenschaftliche Erklärungen für das Phänomen der Adaline Bowman wiedergibt, macht den Film nicht tiefgründig, sondern lächerlich. Weshalb muss man näher darauf eingehen und der Story einen Sinn andichten? Nicht warum es ist, wie es ist, sondern was daraus gemacht wird, steht doch eindeutig im Fokus des Plots. Leider schleichen sich derartige inhaltliche Entscheidungen durch den kompletten Film und zeigen, dass die Drehbuchautoren J. Mills Goodloe und Salvador Paskowitz nicht wirklich wussten, was sie mit ihren Protagonisten anstellen sollten.

 

Bevor eine Szene so richtig an Fahrt aufnimmt, weiß man als Zuschauer bereits, was passieren wird. Klar gewinnt die 107 Jahre alte Adaline Bowman gegen den ungeschlagenen Trivial-Pursuit-Champion. Natürlich trifft sie bei einem abendlichen Spaziergang auf ihren alten Schwarm, der ebenfalls noch ein wenig Luft schnappen wollte. Der Film vermittelt seine Geschichte mit dem geringsten Widerstand, baut komische Zufälle ein, wenn er erzählerisch nicht weiterkommt und macht mit seiner aufgesetzten Tiefgründigkeit eher aggressiv als betroffen. Die größte Schwäche des Streifens sind aber nicht die Offensichtlichkeiten, die wie die überraschendsten Momente der Filmgeschichte aufgebauscht werden, sondern die Behäbigkeit mit der „Für immer Adaline“ erzählt wird. Der Film schafft es einfach nicht auf den Punkt zu kommen, zieht Szenen, die längst verstanden wurden, unnötig in die Länge und verfängt sich damit in einem Trott, der die knappen zwei Stunden Spielzeit zu einer echten Geduldsprobe macht.

 

Am schauspielerischen Talent leidet der Film nicht

 

Auch wenn eine Amanda Crew als Ellis‘ Schwester Kikki für die Geschichte so wichtig ist, wie der stellvertretende Caterer am Set – am schauspielerischen Talent des Casts leidet „Für immer Adaline“ in keinster Weise. Im Gegenteil, „Gossip Girl“-Darstellerin Blake Lively macht einen guten Job in der Rolle der Adaline Bowman, strahlt trotz ihres jungen Erscheinungsbildes ihrem eigentlichen Alter geschuldete Weisheit und Ruhe aus. Kathy Baker und Harrison Ford harmonieren als Elternpaar William und Kathy Jones nahezu perfekt – ihr nimmt man Eifersüchteleien und ihm perplexe Momente und das darauffolgende Stottern sofort ab. Und Michiel Huisman ist in der Rolle des Ellis Jones nicht nur ein Hingucker, wenn er nass aus der Dusche steigt. Doch trotz des unabstreitbaren Talents der Darsteller knistert es in der Beziehung zwischen Adaline und Ellis nicht im Ansatz. Man leidet in dramatischen Momenten weder mit, noch bekommt man Gänsehaut, wenn sie sich verliebt in den Armen liegen. Ein wahrlich schlechtes Zeichen für einen romantischen Film.

 

Dass das ganze Thema rund um die Unsterblichkeit sowohl inhaltlich als auch emotional funktionieren kann, zeigt sich einzig und allein an der Beziehung zwischen Adaline und ihren Hunden, die sie immer wieder überlebt und zu Grabe trägt. Nicht bei den menschlichen Verbindungen, sondern nur an dieser Stelle wird die Empathie der Zuschauer wirklich geweckt. Zum Glück gibt es noch ein paar weitere positive Punkte, die „Für immer Adaline“ ein paar Metacritic-Sterne verschaffen könnten. Regisseur Lee Toland Krieger (u.a. „The Vicious Kind“ und „Celeste & Jesse“) hat rein optisch einiges aus dem Film herausgeholt. Hauptdarstellerin Blake Lively sieht in jeder Einstellung wunderschön aus und darf immer wieder schicke Frisuren und Ballkleider tragen, Rückblicke in die verschiedenen Lebensphasen von Adaline zeigen unterschiedliche Fashion-Stile, die allesamt ansehnlich umgesetzt wurden und die wenigen Spezialeffekte frischen einen Film dieses eher gemächlichen Genres auf. Trotzdem ist „Für immer Adaline“ ein Film, der in jeder Sekunde Mittelmäßigkeit ausstrahlt und es nicht schafft, Mitgefühl für seine Figuren zu erzeugen. Dann doch lieber den echten Highlander.

 

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