Review: Ho99o9 – United States of Horror
Ho99o9 machen es mit ihrem Debütalbum “United States of Horror” richtig: Sie ertränken ernste Inhalte nicht in massentauglichen Sounds, sondern loten die Schmerzgrenzen ihrer Hörer aus. Gut so, denn Beschönigen machen schon die Anderen.
“You are not born a racist, you are taught to be one”, lautet einer der Slogans von Ho99o9. Diesen platzierte das Duo aus New Jersey entsprechend prominent ins mit denkwürdigen Symbolen bestückte Booklet ihres Debütalbums “United States of Horror”. Eine Platte, die HipHop, Hardcore-Punk und Horrorcore vermischt, als wolle sie mit vollem Anlauf anecken. Leicht konsumierbar ist nichts von dem, was die beiden Bandmitglieder theOGM und Eaddy machen. Doch wer sich über ein paar unbequeme Songs und aggressive Artworks beschwert, hat den Ernst der Lage immer noch nicht verstanden.
„United States of Horror“ klingt wie der pessimistische Soundtrack zur noch jungen Trump-Ära: Hoffnungslos und gerade deshalb angriffslustig. „Anarchy and chaos, bombs come and shake the ground“, schreien sich Ho99o9 im Opener „War Is Hell“ über schleppende Drums und einen deftigen Bass, um im zweiten Vers die Konklusion daraus darzulegen: „‘Cause niggas like me go to hell!“ Sound und Inhalt passen in der Welt von Ho99o9 zusammen wie Polizei und Gewalt. Sie geben sich gar nicht erst Mühe, ihre Botschaft leicht verdaulich zu verpacken. Der Alptraum ist längst in den USA angekommen. Für die sanfte Tour ist keine Zeit mehr.
„Face Tatt“ stampft los wie die noch jungen The Prodigy aus dem „Firestarter“-Video, „Splash“ ist der bedrohliche Ritt durch die dunkelsten Nächte und „Dekay“ treibt den Distortion-Wahnsinn auf die Spitze. Dabei fordern Ho99o9 ihre Hörer heraus, indem sie verträgliche Momente immer wieder im Keim ersticken. Ein Stück wie „Street Power“ erweckt erst den Eindruck eines verhältnismäßig zahmen HipHop-Liedes, wird dann aber von E-Gitarren zerstückelt, zu denen Body Count respektvoll ihre Black Hoodies weiterreichen würden.
Interludes lockern die 45 Minuten Spielzeit auf, verstärken aber auch den Eindruck, es mit einer rohen Platte zu tun zu haben, die mehr Skizze als ausgearbeitetes Konzeptalbum ist. Die restlichen 14 zwei- bis vierminütigen Stücke überzeugen durch ihre geniale Sperrigkeit, die trotzdem heimlich von Petey Pablo und MOP inspirierte HipHop-Partynummern wie „Knuckle Up“ zulassen. Ob das alles eher dem Rap oder dem Punk zugeschrieben werden kann, juckt spätestens nach dem Genre-Bastard „Sub-Zer0“ niemanden mehr. Denn diese so abschreckend wirkende Platte verbindet mehr, als dass sie zerrüttet: „I pledge allegiance to the burning flag of the United States of Horror”.
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