Review: Insidious – Chapter 3

James Wans Horrorreihe geht ohne den „Furious 7“-Regisseur in die dritte Runde. Ob „Insidious: Chapter 3“ das verträgt, erfahrt ihr in der Review.

 

Das Horror-Genre bekommt wöchentlich neuen Kinozuwachs in Form von niedrig budgetierten  Filmen, die häufig so einfallslos wie gruselig sind. Meistens bringt keiner dieser Filme einen dazu, das Sprudelholen aus dem Keller erst einmal auf den nächsten Tag zu verschieben. Zu vorhersehbar inszeniert und statt auf knisternde Gruselatmosphäre wird auf billige Schockmomente gesetzt. Dennoch ist der Kosten-Nutzen-Aufwand bei entsprechenden Produktionen dermaßen positiv, dass die Studios gerne „geringe“ Millionenbeträge vorstrecken und ein Vielfaches zurückbekommen.  „The Conjuring“ spielte beispielsweise 318 Millionen bei Produktionskosten von 20 Millionen US-Dollar ein, „Paranormal Activity 4“ ging mit 4 Millionen ins Rennen und kam mit 141 Millionen US-Dollar wieder raus und selbst ein Flop wie „The Babadook“ konnte mit einem Einspielergebnis von gerade einmal 5,4 Millionen bei einem Budget von 2 Millionen US-Dollar trotzdem noch Gewinne erzielen. Horrorfilme sind eben ein sicheres Geschäft.

 

Da ist es aus finanzieller Sicht nur logisch, dass die stets erfolgreiche „Insidious“-Reihe nun einen dritten Teil spendiert bekommt. „Insidious: Chapter 3 – Jede Geschichte hat einen Anfang“ schimpft sich die als Prequel aufgezogene Fortsetzung der beiden Vorgänger von 2010 und 2013. Ob es dem gigantischen Erfolg von „Furious 7“ geschuldet ist, bleibt fraglich, jedenfalls hat Horrorspezialist James Wan (u.a. SAW, Dead Silence, The Conjuring) diesmal nicht auf dem Regiestuhl Platz genommen. Stattdessen ist Leigh Whannell für die Inszenierung des Films zuständig und gibt damit sein Regiedebüt. Ein unbeschriebenes Blatt ist der Australier im Horrorgenre trotzdem nicht. Als Drehbuchautor war er für alle bisherigen „Insidious“-Teile und die ersten drei „SAW“-Streifen verantwortlich, spielte in den Horrorflicks gar selbst mit. Die Zeichen stehen also auf Erfolg für die gelungene Fortführung einer Reihe, deren erster Teil von der Presse durchaus positiv aufgenommen wurde: “No blood, no gore, no hacked-off arms and legs, but plenty of creepy set pieces, quick cuts and blasts of music that will have you both squirming in your seat and jumping out of it”, schrieb 2010 beispielsweise die Arizona Republic.

 

Das alte Problem: Jump-Scares aber keine Atmosphäre

 

Gleich vorweg: „Insidious: Chapter 3“ hat mich von der ersten Minute an kalt gelassen, mich hat der Film teilweise sogar geärgert. Die zur Vorgeschichte gemachte Fortsetzung erzählt, was in dem Haus der Lamberts passiert ist, bevor diese in Teil 1 eingezogen sind. Witwer Sean Brenner (Dermot Mulroney) lebt mit seinen beiden Kindern Quinn (Stefanie Scott) und Alex (Tate Berney) ein vom Verlust der Mutter bzw. Ehefrau belastetes Leben, unter dessen Stress alle beteiligten Familienmitglieder zu zerbrechen drohen. Die ältere Tochter Quinn möchte durch die aus den ersten beiden Filmen bekannten Dämonenflüsterin Elise Rainier (Lin Shaye) Verbindung mit ihrer Mutter aufnehmen, was aber reichlich schiefgeht. Denn durch den Kontakt mit der Totenwelt wird ein fieser Dämon angelockt, der Quinns Seele okkupieren möchte. Klingt erst einmal, als könne man etwas aus dieser Geschichte machen. Leider hat Leigh Whannell auf Horrorfilmklischees gesetzt und ist den einfachen Weg über Jump-Scares gegangen statt eine dichte Atmosphäre aufzubauen.

 

Nach der dritten deformierten Fresse, die einem im Kinosessel ach so überraschend entgegenspringt, kann sich auch der Horrorfilmunerfahrenste denken, was passiert, wenn die Protagonistin einen Blick unter das Bett wirft. Das ist nicht gut gemacht, das ist langweilig und in diesem Fall unfassbar repetitiv. Figuren wie die der besten Freundin Maggie (Hayley Kiyoko) oder des heimlichen Verehrers Hector (Ashton Hoio) werden anfänglich Zeit und Sätze gegeben, damit man als Zuschauer eine Bindung zu ihnen aufbaut, spätestens nach einem Drittel spielen diese Charaktere aber keine Rolle mehr. Warum also überhaupt einbringen, wenn sie von Anfang nichts zum Fortschritt der Geschichte beitragen? „Insidious: Chapter 3“ vermittelt seinen Plot ruppig und ideenlos. Das große Finale wirkt mit seiner schnellen Lösungsfindung dann auch entsprechend überstürzt und an den Haaren herbeigezogen. Dumme und völlig realitätsferne Dialoge wie die zu Beginn zwischen Quinn und ihrem Vater, in dem das Familienoberhaupt seiner Tochter Egoismus vorwirft, ein Vorsprechtermin an einer Schauspielschule, dessen Sinn dem Zuschauer gänzlich verborgen bleibt oder das irrationale Verhalten Quinns, wenn sie trotz einer Nacht voller Terror 24 Stunden später erneut seelenruhig in den Federn liegt, zeigen auf, wie inkohärent und fahrig der Film von der ersten bis zur letzten Minute ist.

 

Das hippe Mädchen wird’s schon richten

 

Der Atmosphäre völlig abträglich ist der bereits aus den beiden ersten Teilen bekannte Auftritt der ulkigen Geisterjäger Specs (von Regisseur Leigh Whannell höchstpersönlich verkörpert) und Tucker, die die sowieso eher mittelmäßig gruselige Stimmung endgültig vernichten. Als erfrischender Lichtblick muss das Auftauchen der beiden chaotischen Spaßvögel trotzdem gesehen werden, was nicht gerade für die Qualitäten von „Insidious: Chapter 3“ als Horrorfilm spricht. Hauptfigur Quinn als hippes Indie-Girl mit eigenem Blog, einer umfangreichen PJ-Harvey-Plattensammlung und Vorliebe für vegetarisches Essen darzustellen, passt obendrauf perfekt ins Muster und soll der Popkulturgeneration, derer Ellen Paige so langsam entwachsen ist, neues Idolfutter geben. Leider wächst einem eine Figur nicht mehr ans Herz, nur weil man sie mit ein paar plakativen Stempeln versieht. Auf der Habenseite kann der Film einzig und allein den Atemmaske tragenden Dämon verbuchen, der in seinen besten Momenten tatsächlich Gänsehaut bis in den kleinen Zeh erzeugen kann.

 

„Insidious: Chapter 3“ ist ein wenig unheimlicher Film, der mir allerhöchstens ein Lachen ob so manch unfreiwillig komischer Szene – wenn Oma Elise beispielsweise einen Dämonen wegschubst – entlocken konnte. Ein Meisterwerk eines Genres, das sich zugegebenermaßen immer wieder schwer damit tut, innovative oder zumindest neue Wege zu gehen, ist Teil 3 der „Insidious“-Reihe wahrlich nicht geworden. Zu viel passiert in diesem Streifen, was zwischen Einfallslosigkeit und purem Dilettantismus pendelt. Schade, aber dieser Film ist leider so leblos wie seine dämonischen Antagonisten.

 

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.




Facebook
Instagram
Twitter
YouTube