Review: Louis & mali – Persönliche Untertitel und schon ok
Die Schulzeit ist nur noch eine schöne Erinnerung, die verklärt wird. Die Ausbildung oder das Studium haben die früher so reichlich vorhandene Freizeit längst vereinnahmt. Ein Lebenswandel, den in der Regel jeder miterlebt hat oder zumindest nachvollziehen kann. Denn genau an diesem Punkt steigen Louis und mali auf ihrer Doppel-EP „Persönliche Untertitel und schon ok“ ein. In eine Lebensphase, in der man endlich alt genug ist, um zum ersten Mal auf sein bisheriges Leben zurückzublicken.
Die beiden Rapper, die der interessierte Kopf mit Blick auf die Stuttgarter HipHop-Szene von der Crew „Die Stimme Stuttgart“ kennt, teilen sich bei ihrem neusten Projekt brüderlich die Spielzeit. Die ersten sechs Tracks werden von Louis und seinen schwermütigen Gedankengängen getragen, die sechs letzten von malis Presslufthammergenörgel. Dabei scheint Rap lediglich ein Mittel zum Zweck zu sein, das für gedanklichen Eskapismus herhalten muss. Inhaltlich also keine Offenbarung und morgen sicherlich nicht der Top-Trend bei Twitter. Definitiv aber eine halbe Stunde gute Unterhaltung, die beim Joggen, Spazierengehen oder Nachbarskatze verscheuchen genossen werden kann.
In der erste Hälfte („Persönliche Untertitel“) verarbeitet Louis Probleme, die sich um die klassische Trias aus Zukunft, Liebe und Sinnsuche drehen. Bevorzugt lässt er auf reduzierten Pianosamples eine mehr oder weniger tiefgründige Zeile nach der anderen vom Stapel. Man möchte ihn schütteln und darauf hinweisen, dass diese von ihm verbreitete – recht eintönige – Hundswetterstimmung nicht in die Jahreszeit passt. Louis wird das aber herzlich egal sein. Und nebenbei gesagt: Schlecht sind die verbalen Heulkrämpfe der einen Stimme Stuttgarts beileibe nicht. Zwar ist nicht jede seiner Lines für den nächsten Glückskeks geeignet, doch wenn er in einem Song wie „Ohne Titel“ ohne Punkt und Hook mal eben mit seiner kompletten Gefühlswelt aufräumt, ist das ganz großes Hörspiel.
Partner mali setzt sich für seine sechs Tracks in die Dampfwalze und kommt anfangs – dank mitreißendem Intro – wie der Kommentar zu „Persönliche Untertitel“ rüber. Mit zum Teil aggressiver Stimmlage und einem Hauch von Galgenhumor stellt der Rapper auf der „schon ok…“-EP die eigene Herangehensweise in Frage. Dabei macht er weder vor in Ungnade gefallenen Mitmenschen, noch vor seiner eigenen Nase halt. Flowtechnisch kommt er zwar nicht immer so klar wie Louis rüber, doch dafür probiert er sich in Stücken wie „asdf…“ auch auf anspruchsvolleren Rumpelbeats aus. Überhaupt wirkt sein druckvoller Vortrag gerade dank einiger Ecken und Kanten so reizvoll. Da schmiert er nicht einmal beim Big-Pun-Gedächtnismoment ab.
Bei einem Projekt dieser Art bietet sich der direkte Vergleich geradezu an. Ein besser oder schlechter lässt sich trotzdem nicht feststellen. Beide machen ihre Sache auf ihre jeweilige Art gut. Louis verdirbt einem recht packend das schöne Wetter, während mali diese von Louis erzeugte Stimmung nutzt, um ordentlich mit dem Baseballschläger auszuholen. „Persönliche Untertitel und schon ok“ ist mit seiner geringen Spielzeit von 35 Minuten eine EP in doppelter Ausführung, die für Zwischendurch genau richtig ist.
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