Review: Powers

Von ganz oben nach ganz unten. Sony lässt in ihrer ersten Serien-Produktion „Powers“ den René Weller unter den Superhelden auf das PlayStation Network los und macht dabei nicht alles richtig.

 

Seit einigen Jahren sind Serien der heiße Scheiß in Sachen Bewegtbilder. Wo die MacGyvers, A-Teams und Columbos früher noch Woche für Woche in sich abgeschlossene Abenteuer erlebten, erzählen heutige Serien über Jahre hinweg Geschichten, die es den Protagonisten erlauben, unglaublich tiefe Charakterentwicklungen durchzumachen. Das kommt beim verwöhnten Publikum so gut an, dass eigentlich branchenfremde Unternehmen wie Netflix, Amazon oder Microsoft in das lukrative Geschäft eingestiegen sind. Nun möchte auch Sony ein Stück vom Kuchen abhaben und veröffentlichte am 10. März die Pilotfolge von „Powers“ – ihrer ersten eigenen Serie, die sich interessierte über das PlayStation Network anschauen können. Insgesamt 10 Episoden sind von der ersten Staffel wöchentlich erschienen.

 

„Powers“ ist eine Mischung aus „Heroes“ und klassischer Krimiserie. Menschen mit und ohne Superkräfte leben in der Welt von „Powers“ friedlich zusammen. Um dies zu garantieren wurde die Powers Division gegründet, eine Unterorganisation der Polizei, die Verbrechen mit Supermenschenbeteiligung aufklärt. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Detective Christian Walker, der einst selbst Superkräfte besaß, sowie seine Partnerin Deena Pilgrim, die zu Beginn der Pilotfolge frisch zur Division kommt. Die Serie basiert auf der gleichnamigen Comicreihe von Autor Brian Michael Bendis (hat übrigens die Storyline zu „Age Of Ultron“ geschrieben) und Zeichner Michael Avon Oeming, die zwischen 2000 und 2004 bei Image Comics erschien und anschließend zu Marvel wechselte, wo sie bis heute im Monatsrhythmus in die Läden gestellt wird.

 

die Comicvorlage

Das Internet ist voll mit Unkenrufen, die die Serie zum großen Flop erklären. Sicherlich schafft es „Powers“ nicht an die dramaturgische Inszenierung eines „Breaking Bad“ heran, kann keine so dichte Atmosphäre wie „Game Of Thrones“ erzeugen und bietet allerhöchstens Special Effects, die man vom Action-B-Movie-Regal deiner hiesigen Videothek kennt – doch hier und da blitzen Ansätze hervor, die einen dann doch bei der Stange halten. Sharlto Copley (bekannt aus u.a. „District 9“, „Malificent“ und „Oldboy“), der die männliche Hauptrolle verkörpert, spielt den gebrochenen Helden mit der entscheidenden Abgefucktheit, die nach Whiskey am Morgen und schlechter Laune wie nach 20 Tagen Regenwetter schreit. An seiner Seite gibt sich die noch weitestgehend unbekannte Susan Heyward sichtlich Mühe und schafft es, durch ihre authentisch freche Art, immer wieder der Beziehung der beiden Figuren knackige Spannung zu verleihen.

 

„Powers“ möchte unbedingt Spektakel, Spannung und Cool sein, wirkt dadurch jedoch häufig zu bemüht. Die Superhelden sehen in ihren bunten Outfits wie geschmacksunsichere Comic-Con-Besucher aus und Nebenrollen wie die des belanglosen Captain Emile Cross oder der anstrengend kindlichen Calista wirken wie aus dem Klischee-Automaten für 0815-Figuren gezogen. Trotzdem: Potenzial ist vorhanden. Sony hat sich den richtigen Stoff für ihre erste Serienproduktion herausgepickt, anständiges Talent gecastet und mit dem PlayStation Network einen interessanten Vertriebsweg gewählt. Hoffentlich lassen sich die Japaner von den eher mittelmäßigen Kritiken nicht abschrecken und liefern bald Nachschub, der an den entsprechenden Stellen noch einmal nachgebessert wurde.

 

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