Review: SAiZ – ANUBiZ

Wenn man nicht gerade auf drittklassigen Nickelodeon-Serien hängengeblieben ist, verbindet man mit Anubis eine ägyptische Gottheit, die mit Schakalkopf, Zepter und Anch-Kreuz ausgestattet ist. Und genau solch eine Type ist auf SAiZ‘ neustem Album „ANUBiZ“ abgebildet. Gegnerische Rapper können sich auf ihre Einbalsamierung gefasst machen. Der Renninger nimmt sich zwar für den einen oder anderen seriöseren Ton Zeit, doch hauptsächlich werden weniger gute Wortakrobaten unter die Erde gebracht. Rap über Rap ist das Ding, das SAiZ beschäftigt.

 

Mit 41 Minuten Spielzeit ist das Album relativ schlank geraten. Dabei wird die erste Hälfte von klassischem Punchline-Rap der 2003-2007er Schule getragen. Der zweite und mit fünf Stücken etwas kürzere Teil besinnt sich auf inhaltlich tiefergehende Themen wie zum Beispiel Freundschaft, Gesellschaftskritik oder das klassische Mut machen. Nach sieben Battle-Songs in Folge hätte ein ernsteres Lied schon etwas früher reingepasst. Anderseits hat man so zumindest das Gefühl, dass SAiZ ein Konzept im Kopf hatte.

 

Hört man die ersten SAiZ-Parts, fallen einem gleich mehrere Dinge auf. SAiZ verstellt seine Stimme. Er presst sie aus dem Bauch heraus, trimmt sie auf aggressiver. Trotzdem kann SAiZ rappen, was er in vielen Hochgeschwindigkeitspassagen unter Beweis stellt, bringt anständige Mehrsilbenreime aufs Papier und ist im Besitz einer Punchline-Dichte, die so manchem angehenden Juristen mit Bossaura ein anerkennendes Nicken abringen könnte. Dass das komplette Aufgebot an den pompösen, gar theatralischen Beats ebenfalls von SAiZ höchstpersönlich produziert wurde, ist ein weiterer wichtiger Punkt auf der Habenseite. Damit untermauert SAiZ, dass er nicht nur einen Sommer lang Rapper spielen möchte, um die Mädels seiner Stadt mit eigener Record Release Party im hiesigen Jugendzentrum zu beeindrucken.

 

Leider schleichen sich in den Korb voller süßer Rosinen ein paar verfaulte Trauben in Form von homophoben Äußerungen und nichtssagender Dramatisierung ein. Zeilen wie „die Politik bekommt von Westerwelle Faust in den Dickdarm/was wollt ihr mehr, wir haben nen schwulen Nazi-Außenminister“ („Glashaus“) oder „hab neben der Musik all die anderen Werte verkannt/doch ich steh trotzdem für euch heute da mit Herz in der Hand“ („Tag Eins“) lassen SAiZ leider dümmer erscheinen, als er höchstwahrscheinlich ist. Die Regel sind solche Zeilen zum Glück nicht.

 

SAiZ beweist mit „ANUBiZ“ erneut, dass er Rappen und Beats basteln kann. Eine mehr als anständige Vorstellung, die durch den einen oder anderen Quatsch heruntergezogen wird, der leider auch nicht mit „das ist halt Battle-Rap“ oder entschuldigt werden kann. Trotzdem: Der Rap und die Beats sind mehr als nur gut!

 

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.




Facebook
Instagram
Twitter
YouTube