Review: Spider-Man – Erste Schritte
Dan Slott erzählt im Comic-Sonderband „Spider-Man: Erste Schritte“, was nach dem Spinnenbiss mit Peter Parker passiert ist. Kann der derzeitige Stammschreiberling des Spinnenmanns ein paar frische Ideen einbringen oder müssen wir ein weiteres Mal den altbekannten Origins-Quatsch ertragen?
Jetzt, wo angekündigt wurde, dass Tom Holland als neuer Spider-Man im 2016 erscheinenden Blockbuster „Captain America: Civil War“ mitspielen darf, ist das Interesse am durch die Lüfte schwingenden Spinnenmann besonders groß. Da ist es nur nachvollziehbar, dass Panini Comics dieser Tage eine weitere Origins-Geschichte über Peter Parker in die deutschen Comicläden bringt, um auch dem letzten Menschen mit Wohnsitz irgendwo hinter dem Mond, zu zeigen, wer dieser Peter Parker eigentlich ist. Nach Storys ähnlicher Art, die in der Vergangenheit bereits von Stan Lee, Steve Ditko und John Romita Jr. geschrieben wurden, ist nun Autor Dan Slott an der Reihe. Dieser ist derzeit zwar der Stammschreiber für die Amazing-Spider-Man-Abenteuer, einen Band über die Anfänge seines Helden durfte er bisher aber noch nicht verfassen. Das lässt auf einen frischen Ansatz mit neuen Aspekten und Ideen hoffen.
Und die bekommen wir zum Glück auch! Schön ist es beispielsweise, dass der auf über 120 Seiten erzählte Plot nicht vor, sondern schon ein Stück weit nach dem alles verändernden Spinnenbiss einsetzt. Peter Parker ist ein gestresster Schüler, der nach dem Tod seines Onkels als maskierter Wrestler versucht Geld für seine Tante und sich zu verdienen. Von den Schaukämpfen kommt er zum Fotografenjob für die New Yorker Tageszeitung Daily Bugle und wird schlussendlich der große Held, der begreift, dass mit großer Macht auch große Verantwortung kommt. Parallel zu Peter Parkers Geschichte wird auch die des Teenagers Clayton Cole erzählt, der sich – inspiriert von seinem Idol Spider-Man – dazu anschickt, selbst in das Superhelden- bzw. Superschurkengeschäft einzusteigen. Das Ganze wurde wieder in die für diese Welt bekannte Coming-Of-Age-Thematik verpackt, dank derer sich Spider-Man von seiner Cape-tragenden Konkurrenz schon seit Dekaden absetzt. Leider hangelt sich die Geschichte hier und da an Plattitüden entlang, die von Moral und Verantwortungsbewusstsein handeln und der Tiefe der Geschichte eher schaden als zugutekommen.
„Spider-Man: Erste Schritte“ erfindet das Comic-Rad nicht neu, punktet aber durch ein paar neue Blickwinkel, die Peter Parkers inneren Kampf zwischen Superheldendasein und dem Leben als normaler Jugendlicher unterstreichen und – da in dieser Form stellenweise noch nicht gesehen – teilweise auch ergänzen. Die beinahe schon altmodisch anmutenden Zeichnungen von Ramón K. Perez, der in der Vergangenheit für seine herausragenden Arbeiten mit Eisner und Harvey Awards überschüttet wurde, passen perfekt in die Sechziger-Jahre-Stimmung, die die Geschichte trotz ihrer Verortung in der Jetztzeit versprüht und kann möglicherweise schon als Reminiszenz an die Entstehungszeit des Protagonisten verstanden werden. Starke Konturen treffen dabei auf ausgeprägte Farbenfreude und erzeugen eine angemessen jugendliche Atmosphäre, ohne dabei zwingend ein Comic für die jüngere Zielgruppe zu sein.
„Spider-Man: Erste Schritte“ erschien in den USA zwischen Juni und November 2014 als Miniserie „Learning To Crawl“. In Deutschland wurde die Geschichte als Komplettband im Rahmen der „Marvel Exklusiv“-Reihe veröffentlicht.
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