Review: Spider-Man – Homecoming
Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft erhält mit „Spider-Man: Homecoming“ ihren gefühlt 100. Kinofilm. Diesmal ist Peter Parker aber endgültig zuhause angekommen und lässt sich dafür von Iron-Man beschenken.
Die Origins-Story von Spider-Man wurde mittlerweile häufiger erzählt als der Witz vom Onkel Fritz. Doch diesmal ist alles anders. Spider-Man kehrt nach Hause zurück und bekommt mit „Homecoming“ seinen ersten Solofilm als Teil des Marvel Cinematic Universe. Statt vom Spinnenbiss bis zu Onkel Bens Tod alles abzufrühstücken, was nicht nur treuen Comiclesern bekannt sein sollte, setzt der Film mitten in der Action ein. Peter Parker ist bereits Spider-Man, geht in den Straßen von Queens fleißig auf Verbrecherjagd und wäre so gerne ein Teil der Avengers.
Eher ein Jugend- als ein Superheldenfilm
Dass Superheldenfilme nicht mehr funktionieren wie vor 15 Jahren, hat Marvel verstanden. Nicht die Heldenwerdung und der Kampf gegen den Antagonisten stehen im Mittelpunkt, sondern alles dazwischen. Charaktere benötigen verstärkt Individualität, Humor und Tiefe, um für das übersättigte Publikum interessant zu sein. Dieser neue Spider-Man besitzt all das. Tom Holland, der seinen ersten Auftritt in dieser Rolle 2016 in „Captain America: Civil War“ hatte, nimmt man den 15-Jährigen Dreikäsehoch ab. „Homecoming“ ist eher ein Jugend- als ein Superheldenfilm.
Damit positioniert sich der Streifen in einer eigenen Nische, die das MCU bisher noch nicht bedient hat. Peter Parker ist ein Held des Volkes, mit dem sich die Kids identifizieren können. Trotz Superheldenkräfte und Spielzeug, das von Tony Stark finanziert wurde, muss er sich durch die Pubertät schlagen: Zwischenmenschliche Beziehungen eingehen, Verantwortung übernehmen und sozialen Druck überstehen. Peter hat nachvollziehbare Herausforderungen zu meistern, die erfrischend anders sind als die von Captain America und Thor.
Michael Keaton spielt die böse Birdman-Version
Michael Keaton führt seinen zweiten Karrierefrühling fort und spielt die böse Birdman-Version Adrian „Vulture“ Toomes. Dabei wirkt das Duell zwischen Vulture und Spider-Man stets bedrohlich, ohne dass dafür das komplette Schicksal der Erde auf dem Spiel stehen muss. In einer grandiosen Szene, in der sich Parker und Toomes unmaskiert gegenüber sitzen, wird die persönliche Schwere dieser Auseinandersetzung deutlich. Moral und der Wunsch nach Anerkennung treffen auf den Drang , die Familie ernähren zu müssen.
Dass „Homecoming“ zum MCU gehört, macht der Film dennoch klar. Captain America bekommt Cameo-Auftritte, andere Avengers werden zumindest namentlich erwähnt. Vultures Origins-Geschichte baut auf den ersten Avengers-Film auf, Spider-Mans Debüt im Filmuniversum wird gleich zu Beginn thematisiert. Verständnisprobleme werden Gelegenheitsgucker oder gar Neueinsteiger trotzdem nicht haben. Der Film funktioniert auch ohne Vorwissen und wirkt in jeder der üppigen 134 Minuten kurzweilig.
Spider-Man hat mit „Homecoming“ ein modernes Update erhalten, das sich bewusst an eine junge Zielgruppe richtet. Peter besitzt einen diversen Freundeskreis, der die moderne Ausrichtung des Films unterstreicht und offene Arme für alle Zuschauer signalisiert. Mit einer klassischen Ästhetik und dem einen oder anderen vorzeitlichen Element (Stichwort: Ramones) werden aber auch ältere Zuschauer angesprochen. Der 36-jährige Regisseur Jon Watts feiert mit „Spider-Man: Homecoming“ einen geglückten Blockbuster-Einstand, der Lust auf weitere Abenteuer mit Peter Parker macht.
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