Review: Spider-Verse / Spider-Man 2099

Mit „Spider-Verse“ und „Spider-Man 2099“ haben es gleich zwei neue Serien über Marvels beliebten Spinnenmann in die Comichandlungen geschafft. Beide ohne Peter Parker, dafür aber mit frischen Ansätzen.

 

Wie es der Titel schon verrät, handelt Spider-Man 2099 vom Spider-Man aus der Zukunft. Miguel O’Hara reist aus dem titelgebenden Jahr 2099 in die Gegenwart, um seinen Großvater Ty Stone vor nahenden Gefahren zu schützen. Dabei versucht er stets seine Identität zu verbergen und die Zeitlinie nicht allzu sehr zu beeinflussen. Eine Zeitreisegeschichte im Stile der „Terminator“-Reihe, die schon im ersten Band „Zurück in die Zukunft“ voll loslegt, den Leser in den fiktiven Verbrecherstaat Trans-Sabal führt und ihn dort mit dem klassischen Schurken Scorpion konfrontiert. Der Figurenschöpfer Peter David schrieb auch diese Geschichte seines Schützlings, die erstmalig im September letzten Jahres in englischer Sprache erschien. Der für heutige Superheldencomics zeitgemäße Zeichenstil stammt aus der Feder von Will Sliney, der Miguel O’Hara einen wirklich saucoolen und düsteren Spider-Man-Anzug auf den Leib schneiderte.

 

Leider ist der Protagonist Miguel ein eher unsympathischer Zeitgenosse, der es zumindest in dieser ersten Ausgabe noch nicht schafft, ein Mitfiebern zu erzeugen. Im Rahmen der 100 Seiten kommt die Sehnsucht nach dem mit kecken Sprüchen um sich werfenden Peter Parker auf, dessen berühmtes blau-rotes Kostüm zumindest in einer Actionsequenz in Erscheinung tritt. So mancher eher peinliche Dialog klingt, als hätte entweder der Autor oder der Übersetzer ordentlich Mist gebaut: „Es werden sofort zwei Monatsmieten Kaution fällig.“ – „Kein Problem. Ich bin zu etwas Geld gekommen.“ – „Oh… ein unverhofftes Erbe vielleicht?“ – „Lotterie.“ Die schnell gelesene Story hat erzählerisch und in der Ausarbeitung ihrer Hauptfiguren definitiv noch ein wenig Luft nach oben. Als Bonus enthält der Band mit „Die erstaunliche Spinnentante“ und „Der stille Raum“ zwei für sich stehende Kurzgeschichten, durch die der fehlende Humor aus der Hauptstory kompensiert wird.

 

Da lohnt sich schon eher das große Spider-Man-Spektakel Spider-Verse, in dem sich die unterschiedlichsten Spider-Men aus dem Marvel-Multiverse gegen einen übermächtigen Gegner zusammentun. In den ersten fünf erschienenen Kapiteln, die Ende letzten Jahres in den Staaten im Rahmen der Serie „Edge of Spider-Verse“ bereits veröffentlicht wurden, lernen wir Spider-Man Noir, Gwen Stacy als Spider-Woman, Dr. Aaron Aikman im Spider-Man-Roboteranzug, Patton Parnel als Horror- und Peni als Animeversion des Spinnenmanns kennen. Jeder Abschnitt wurde von jeweils unterschiedlichen Künstlern geschrieben und gezeichnet, wodurch sich die Geschichten in Sachen Atmosphäre, Zeichenstil und Ton völlig voneinander unterscheiden. Dadurch ist auch das Problem hinfällig, das man mit einem nicht besonders sympathischen Protagonisten – wie beispielsweise noch bei „Spider-Man 2099“ – haben könnte.

 

Die rund 100 Seiten des ersten Sonderbands sind eine Art Prolog, in dem dem Leser die Figuren erst einmal vorgestellt werden. In der zweiten Ausgabe werden sich die Helden dann vereinen, um gemeinsam in den Kampf zu ziehen. Sollte sich nur Geld für eine neue Spider-Man-Serie im Portemonaie befinden, sei eher der Griff zu „Spider-Verse“ empfohlen. Denn so abwechslungsreich und episch war es in der Welt des Spinnenmanns schon lange nicht mehr. Zum großen Spider-Verse-Event, das in den USA mit „The Amazing Spider-Man #9“ ins Rollen gebracht wurde, gehören übrigens auch die oben besprochene Sonderveröffentlichung „Spider-Man 2099“ sowie unter anderem Comicbücher zu Scarlett Spiders und Spider-Woman.

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