Review: The Marine Collection

Mal wieder Bock auf „America, Fuck Yeah!“? Die „The Marine Collection“ ist die ultimative Propagandafilmreihe für die US-amerikanischen Streitkräfte. Mit freundlicher Unterstützung des weltweit größten Wrestlingverbandes.

 

Wer beim Einlegen der drei Filme glaubt, er bekäme vielschichtige Geschichten mit tiefgehenden Dialogen serviert, hält wohl auch das RTL-Nachmittagsprogramm für Grimme-Preis-verdächtig. Nein, natürlich stehen Action auf dem neusten Stand der Technik  und die durchtrainierten Joes, Johns und Jakes im Mittelpunkt. Das Prinzip ist dabei stets dasselbe: Vom Dienst befreiter Marine versucht sein Soldatenleben hinter sich zu lassen, kommt aber dank durchaus schlechtgelaunter Schwerverbrecher und Terroristen nicht davon los. Was im ersten Teil mit Profi-Wrestler John Cena mit Hilfe einer Mischung aus Krach-Boom-Peng und einer ordentlichen Portion Humor funktioniert, ist in Runde 2 mit Ted DiBiase und Runde 3 mit Mike „The Miz“ Mizanin einfach nur noch knallhartes Explosionskino ohne Sinn für Komik, dafür aber mit Happy Ends, die den Namen auch verdienen. Eine harte, aber gerechte Welt, die so auch in den Shows von World Wrestling Entertainment dargestellt wird. Kein Zufall, denn der Wrestlingverband produzierte im Rahmen ihrer WWE Studios diese Trilogie, welche ab Teil 2 nur noch als Direct-To-DVD-Veröffentlichung erschien.

 

Ein wirklicher Marine lässt nicht nur niemanden zurück, nein, er gibt auch niemals auf. Diese kleinen heroischen Weisheiten werden mit dem Vorschlaghammer in die Köpfe der Zuschauer gedonnert. Zuschauer, die im besten Falle männlich, jung und an einer Ausbildung bei der Armee interessiert sind. Denn nur dort werden aus einfachen Menschen große Helden. Die Stereotypen triefen nur so aus den „The Marine“-Teilen wie das Ketchup aus dem schlonzigsten Burger. Bei diesem zur Film-Trilogie gewordenen Klischeemarathon springt der Protagonist gefühlte 132 Mal kopfüber ins Wasser, während im Hintergrund der Hausrat explodiert wie an Chinese New Year. Natürlich kommt es auch zu Verfolgungsjagden, bei denen der Gute stets trifft und die Bösewichte offensichtlich ihr Schusstraining geschwänzt haben. Dank dem Einsatz der hauptberuflichen Catcher sind aber zumindest zweiminütige Kampfchoreografien ohne Schnitt möglich. Da verzeiht man den Machern auch die unzähligen Logikfehler, die in schöner Regelmäßigkeit über den Bildschirm flimmern. Denn weshalb färbt sich das Wasser nach einer Messerstecherei nicht rot? Wieso ruft das verängstigte Mädchen nach dem heimlichen Bespitzeln einer Schießerei nicht die Polizei, sondern ihre große Schwester an?

 

Wrestler sind eigentlich die ideale Besetzung für das Action-Kino: Sie sehen top aus, können ihre Stunts und Keilereien selbst durchführen, sind es von Berufswegen her gewohnt, einfache Ansagen herunterzurattern und bringen womöglich eine gewisse Grunddankbarkeit für jede schonende Aktivität außerhalb des Rings mit. Einfache Abziehbilder amerikanischer Helden, die mit Charisma und Muskeln gegen das Böse kämpfen. Da sehen sogar hervorragende Nebendarsteller wie Robert Patrick (u.a. „Terminator 2“ und „Akte X“) etwas blass aus. Simple Konzepte können ab und an eben durchaus gut funktionieren. Mark Olsen von der Los Angeles Times schrieb über den ersten Teil entsprechend passend: „’The Marine’ is bad in just the right way, a mindless throwaway that’s at least smart enough not to take itself too seriously.“ Die Filme haben mit jeweils rund 90 Minuten Spielzeit eine für das Genre durchschnittliche Länge. Die üblichen Extras wie Making-Ofs und Interviews sind ebenfalls lediglich Standard. Dieser Dreiteiler ist trotzdem ein Rundumwohlfühlprogramm für einen verkaterten Sonntag, an dem eine „Call Of Duty“-Session einfach zu anstrengend wäre.

 

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