Review: Weezer – Pacific Daydream

Mit „Pacific Daydream“ machen Weezer im Herbst noch einmal Sommermusik. Aber Vorsicht: Zumindest textlich soll das alles nach Winter klingen.

 

Kurz nach der Veröffentlichung von “The White Album” im April 2016 äußerte sich Weezer-Kopf Rivers Cuomo im DIY Magazine über einen möglichen Nachfolger: „I think it’s going to maybe be like Beach Boys gone bad.“ Nach dem weißen also das schwarzen Album? Mittlerweile ist „Pacific Daydream“ erschienen und es klingt zumindest nicht düsterer als sein Vorgänger. Im Gegenteil: Der Power-Pop spritzt aus jeder der 34 Minuten. Wer die Texte ignoriert, erhält die gleiche kalifornische Eistüte, die er seit Jahren schleckt. Doch das sollte nicht der Anspruch beim Hören eines Weezer-Albums sein. Dafür ist Frontmann Cuomo zu charismatisch.

 

„Everyone wants to be cooler than everyone else / It’s a hip hop world / And we’re the furniture”, singt Cuomo auf “Beach Boys”. Auch mit 47 Jahren inszeniert er sich noch als Außenseiter, der alleine ist und missverstanden wird. Jugendlicher Schwermut schwingt in den Texten des Albums mit, auch wenn sich seine Probleme in den letzten 25 Jahren verändert haben dürften: „I know you’re out there waiting for me there / But I don’t know if I can get right.” Konkreter wird es nie, was aber auch als eine Stärke der Platte gewertet werden kann. So ist die Identifikation mit den Texten alters- und herkunftsunabhängig.

 

Weezer waren sich für eingängige Popsongs nie zu schade. Auf „Pacific Daydream“ gehen sie trotzdem einen Schritt weiter. Die „oh oh ohs“, -„yeah yeah yeahs“ und -„na na nas“, die zugegebenermaßen zum Markenzeichen der Band gehören, machen es sich auf gefühlt jedem der zehn Songs gemütlich. Härtere Gitarrenklänge wurden komplett vom Tonträger verbannt. Stücke wie die erste Singleauskopplung „Feels Like Summer“ klingen dagegen so ecken- und kantenlos, dass sie auch vom x-beliebigen Popsternchen mit Abo in den iTunes-Charts stammen könnten. EDM-Anleihen unterstreichen den Anspruch, sich dem Zeitgeist nähern zu wollen.

 

„Mexican Fender“ und „Any Friend of Diane’s“ bilden die Klammer des Albums. Beide Songs bleiben am ehesten im Ohr hängen. Die acht Lieder dazwischen sind in ihrer klanglichen Beliebigkeit kaum zu überbieten. Das Album plätschert dahin wie ein freier Tag am Strand von Venice Beach. Das ist zwar schön, aber auch nicht spannend. „Pacific Daydream“ ist erträglicher Dudelfunk, der nicht mehr als gutgemachter Power-Pop sein möchte. Das ist Weezer gelungen. Sollte die Platte deshalb auch als gelungen bezeichnet werden? Das Versprechen eines düstereren Sounds lösen die Kalifornier zumindest musikalisch nicht ein.

 

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.




Facebook
Instagram
Twitter
YouTube