Review: WWE Royal Rumble 2016
Am 24. Januar ging es für 29 Wrestler über das oberste Ringseil, denn die WWE lud zum „Royal Rumble 2016“.
15.170 Vertreter des WWE-Universums hatten sich im Amway Center in Orlando eingefunden, um so viele Superstars wie in wahrscheinlich keiner anderen WWE-Großveranstaltung beim Kämpfen anzufeuern bzw. auszubuhen. Denn dort, wo die Orlando Magic in der aktuellen NBA-Saison gerade einmal Platz 12 der Eastern Conference ausgespielt hat, fand sich World Wrestling Entertainment ein, um den Gewinner des „Royal Rumble 2016“ zu küren. Für Fans aus Deutschland ein ganz besonderer Event, da der „Royal Rumble“ die erste Großveranstaltung war, die man in der Bundesrepublik über das neu eingeführte WWE Network schauen konnte.
Den Anfang machten Dean Ambrose und Kevin Owens, die in einem brutalen „Last Man Standing“-Match um die Intercontinental Championship kämpften. Ambrose, der als Titelträger in die Begegnung ging, kam nach einem leidenschaftlichen beidseitigen Einsatz von Stühlen, Kendo-Sticks, Ringtreppen und was halt sonst noch so in der Rumpelkammer unter dem Ring verstaut war, als schwer lädierter Sieger aus der Schlacht. Owens musste sich nach einem Sturz vom Ringpfosten durch gleich zwei Tische geschlagen geben und wurde bis zum 10-Count ausgezählt. Eine großartige Eröffnung, die mit ihrer Mischung aus PG-13 und CZW offene Münder erzeugte.
Anschließend ging es etwas bunter zur Sache. Die Tag-Team-Champions The New Day präsentierten ihre neue Posaune, feierten diese und natürlich auch sich selbst als wäre der Fight schon gewonnen, wurden vom Publikum aber mit den obligatorischen „New Day Sucks“-Rufen torpediert. Doch nicht Xavier Woods‘ bescheidenes Blasinstrumentenkönnen stand im Fokus, sondern das Titelmatch gegen die Usos. Big E holte jedoch bereits nach zehn Minuten durch einen Pinfall den Sieg und das Feiern konnte weitergehen.
Zwei Mexikaner machten im darauffolgenden Match den United-States-Title unter sich aus. Nachdem der Titelträger Alberto Del Rio den Herausforderer Kalisto im Vorfeld des Rumbles drangsalierte wie der dicke Bully den schmächtigen Streber auf dem Schulhof, waren die Sympathien ganz klar auf der Seite des maskierten Luchadores. Und auch während des Matches zeigte Del Rio ganz klar, wer hier der Chef-Mobber ist. Mehrfache Versuche seinem Gegner die Maske vom Gesicht zu reißen und harte Aktionen schützten Vollblutkotzbrocken Del Rio dennoch nicht vor einer überraschenden Niederlage. Kalisto ging nach einem Pinfall als neuer U.S.-Champion aus dem Match.
Vor dem großen Hauptmatch durften die Damen – vertreten durch Becky Lynch und Charlotte – in den Ring steigen. Ausgefochten wurde der Divas Title, der bis dato um die Hüften von Ric Flairs Tochter Charlotte hing. Flair, der seinem Sprössling dieses Match „dank“ gekränktem Stolz aufschwatzte, kam als Unterstützung und um ein paar „Wooooos!!!“ loszuwerden ebenfalls zum Ring. Keine schlechte Sache, denn durch seine Hilfe (unter anderem ein feuchter Knutscher für Lynch) konnte Charlotte das Match nach einem 3-Count für sich entscheiden. Die Freude hielt aber nicht lange an, da Sasha Banks im Anschluss Lust auf das Verteilen einiger Backpfeifen hatte. Die nächste Rivalität ist in der Damendivision wohl bereits gesetzt.
Und dann wurde es Zeit für das große „Royal Rumble“-Match. 30 Wrestler teilen sich einen Ring und der Gewinner darf direkt ins Main Event von „WrestleMania!“ gehen. Ein paar Änderungen gab es dieses Jahr dann aber doch, denn der amtierende World Heavyweight Champion Roman Reigns startete als erster in das Match und musste dabei seinen Gürtel verteidigen. Sprich: Wer als letzter Superstar im Ring steht, ist World Heavyweight Champion, wodurch Reigns seinen Titel gegen 29 andere Wrestler verteidigen musste. The Authority made it happen. Teilnehmerplatz 2 nahm „The Bashing Bulgarian“ Rusev ein, der sich gleich zu Beginn eine heftige Auseinandersetzung mit Reigns lieferte. Doch es dauerte nicht lange und der dritte Rumble-Teilnehmer gesellte sich zu ihnen. Niemand geringeres als als das frühere TNA-Aushängeschild AJ Styles stürmte unter tosendem Applaus das Amway Center und debütierte damit eindrucksvoll in der WWE.
Das restliche Match beinhaltete einige Kuriositäten wie R-Truths Verwechslung des Rumbles mit einem Ladder Match. Kofi Kingston rettete sich diesmal nicht durch einen Handstand außerhalb des Rings vor der Eliminierung, sondern indem er auf den Schultern seines Tag-Team-Partners Big E landete. Braun Strowman schleuderte sowohl Kane als auch The Big Show über das oberste Ringseil und läutete damit im letzten Drittel des Matches eine Dominanz der Wyatt Family ein, die erst durch Brock Lesnar beendet werden konnte. Dean Ambrose und Kevin Owens begegneten sich ein weiteres Mal an diesem Abend und führten die Intensität ihrer Rivalität, mit der die Veranstaltung startete, an dieser Stelle fort. The Miz gesellte sich zu den Kommentatoren statt in den Ring zu steigen, ballerte ein paar Weisheiten raus und ergriff seine Chance zum Rumble-Einstieg erst, nachdem Brock Lesnar von seinen Mitstreitern besiegt wurde. War also abgesehen von der Reigns/Authority-Fehde ‘ne Menge los in Orlando.
Doch selbstverständlich standen Reigns und dessen Titelverteidigung im Mittelpunkt des Geschehens. Nach etwa der Hälfte des Rumbles zog die League Of Nations unter der Aufsicht von Mr. McMahon von außen den zu diesem Zeitpunkt schon stark gebeutelten Roman Reigns aus dem Ring. Dort wurde dieser weiter malträtiert bis er notärztlich versorgt und Backstage gebracht werden musste. Offiziell wurde Reigns bis dato nicht aus dem Match eliminiert, weshalb dieser kurz vor dem 30. Teilnehmer zurückkehrte und seine Titelverteidigung fortsetzte. Erzfeind Triple H höchstpersönlich gönnte sich diesen dankbaren letzten Teilnehmerplatz und schickte Roman Reigns als vorletzten Superstar über das oberste Ringseil. Was für eine Schmach. Am Ende hieß es Ambrose gegen HHH. Jede Aktion von Ambrose wurde vom Publikum lautstark gefeiert, was jedoch nichts half. Triple H schleuderte Ambrose aus dem Ring und wurde somit ein weiteres Mal World Heavyweight Champion.
Fazit: Ich fühlte mich durch den diesjährigen “Royal Rumble” durchaus unterhalten. Der von Ambrose und Owens bestrittene Opener war eine knallharte Auseinandersetzung, in der zwei charismatische Schweinebacken ohne Rücksicht auf Verluste aufeinandertrafen und dabei echte „Holy Shit“-Momente schufen. Das Rumble-Match selbst hielt mit AJ Styles und Triple H zwei coole Überraschung parat. Die Idee, Reigns das halbe Match „ausgeknockt“ außerhalb des Rings verbringen zu lassen, fand ich von der erzählerischen Dramaturgie her etwas einfallslos. Egal, denn es gab genügend andere tolle Geschichten, die im Rahmen des rund einstündigen Rumble-Matches erzählt wurden.
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