Review: WWE WrestleMania 32
Mit WrestleMania 32 fand am 3. April der Super Bowl des Wrestlings statt. Und die WWE lockte mit großen Ankündigungen: „The King. The Empire. The Revolution. The Legacy. The ‘Mania.“
Es war ein neuer Besucherrekord der WWE: 101.763 Menschen kamen in das AT&T Stadium im texanischen Arlington und Millionen weitere schauten auf dem WWE Network zu, um zu erfahren, ob Dean Ambrose im Krankenwagen nach Hause gebracht werden muss, Raw einen neuen General Manager bekommt und Roman Reigns als unbeliebtester Face aller Zeiten in die Geschichte eingehen wird. Der wenige Wochen zuvor zurückgekehrte Shane McMahon stellte es bereits fest: Die WWE hat definitiv schon bessere Tage erlebt. Die Ratings sind am Boden und der Wunsch nach einer neuen (nicht jugendfreien) Ära ist unter den verbliebenen Fans groß. Wird diese womöglich mit WrestleMania 32 eingeleitet? Es ging gut los an diesem Sonntagabend, denn beeindruckend – ach was, atemberaubend war das Bild, das die gigantische und bis zum letzten Platz gefüllte Halle, in der sonst die Dallas Cowboys zuhause sind, abgab. Die Hoffnung keimte bei diesem von Feuerwerk unterlegten Anblick auf, dass es nicht zum großen Main Event zwischen Vince McMahons Ego und seinen Kunden kommt.
Wyatt Family ist endgültig verbrannt
Doch auch bei WrestleMania 32 wurden die Wünsche der Zuschauer ein weiteres Mal gekonnt ignoriert und an dubiosen Entscheidungen festgehalten. Weshalb Roman Reigns‘ Face-Push fortgeführt wird, obwohl er offensichtlich mehr Buhrufe einstecken muss, als Stephanie McMahon bei der „overacteten“ Einmarschansage für ihren Ehemann Triple H, ist nur noch kopfschüttelerzeugend. Auch die Wyatt Family verkommt endgültig zum nächsten großen Witz à la Jack Swagger. Die Tage, in denen die Wyatts der personifizierte Horror waren, sind längst vorüber. Bei WM32 durfte sich Erick Rowan innerhalb von sechs Sekunden eine Niederlage gegen The Rock abholen. Bray Wyatt und Braun Strowman mussten ebenfalls ohne jegliche Gegenwehr Finisher von Rocky und dem zurückgekehrten John Cena einstecken. Die gescholtenen Herren sind mittlerweile völlig verbrannt und können – wenn es mit diesen Demontagen von PPV zu PPV nicht aufhört – gleich mit einer Fehde gegen Social Outcast weitermachen. Wirklich schade.
Von Hall Of Famerin Lita bereits in der Kickoff-Show vorgestellt, wurde in der Hauptshow zum ersten Mal der neue WWE Women’s Championship-Gürtel zwischen Charlotte, Becky Lynch und Sasha Banks ausgefochten. Letztere kam in Begleitung ihres Cousins Snoop Dogg zum Ring, der wahrscheinlich noch am Fakt zu knabbern hatte, dass er nur der zweitgrößte Pimp der Hall-Of-Fame-Klasse von 2016 ist. Für die Familie Doggy Dogg lief es an diesem WrestleMania-Wochenende beileibe nicht schlecht, doch irgendwie haben alle damit gerechnet, dass das Ding von Banks eingetütet wird. Überraschend gewann jedoch Charlotte und wurde damit nach einer 196-tägigen Regentschaft als WWE Divas Championesse nun auch erste WWE Women’s Championesse. Jedoch kam es auch hier wieder zu Booking-Entscheidungen, die nicht einmal Klein-Tobias im General-Manager-Modus von WWE2K treffen würde. Statt die Gewinnerin eines neu eingeführten Titels – dem Anlass entsprechend würdig – mit einem klaren Sieg aus dem Ring gehen zu lassen, ließ man Ric Flair eingreifen, was nach einem zugegebenermaßen fantastischen Match zu Charlottes unsauberem und somit nicht besonders erhabenem Sieg führte.
Ein Match um eine Aktion herum aufgebaut
Die wirklichen Highlights fanden sich bei WrestleMania 32 an ganz überraschenden Stellen: Zack Ryder gewann den Intercontinental-Gürtel und schuf sich damit seinen persönlichen WrestleMania-Moment – wobei er diesen im Laufe des Abends mit einem Snickers-Werbespot noch einmal toppte. Y2J bekam verdiente Genugtuung mit seinem Sieg gegen AJ Styles. NXT-Liebling Baron Corbin setzte bei der André-the-Giant-Battle-Royal ein erstes Ausrufezeichen im Haupt-Roster und gewann gegen skurrile Teilnehmer wie Shaq O’Neil, Tatanka oder DDP. Und The New Day kletterten als lebendig gewordene Actionfiguren aus einer gigantischen Verpackung ihrer Frühstückscerealien Booty-O. Noch größer als die Booty-O-Verpackung war der Flugweg, den Shane McMahon vom Käfigdach durch den Kommentatorentisch beim Hell-In-A-Cell-Match gegen den Undertaker zurücklegte. Doch was als große Schlacht angekündigt wurde, fühlte sich an, als hätte man die 30 Minuten Kampfzeit nur um diesen einen großen Bump herum aufgebaut. Genauso enttäuschend fühlte sich der Street Fight zwischen Brock Lesnar und Dean Ambrose an. Beide haben durchaus abgeliefert, ließen aber die großen Aktionen vermissen, von denen noch in zehn Jahren gesprochen wird.
Inklusive der Kickoff-Show bot WrestleMania 32 sieben durchaus kurzweilige Stunden. Dennoch blieb der spektakuläre Knall aus, der das nächste große WWE-Jahr einläutet. Groß aufgebaute Auseinandersetzungen, von denen man sich bei WrestleMania mindestens ein aufsehenerregendes Ende erwartet hatte, verpufften regelrecht. Ernüchtert ließ man die Zuschauer zurück und lieferte keinen triftigen Grund, am nächsten Abend bei Raw einzuschalten. Reigns hat Triple H schlussendlich besiegt, Lesnar ohne große Überraschung Ambrose zerstört und der Undertaker gegen einen Nicht-Wrestler gewonnen. Wow. Die Ergebnisse und der Weg dorthin wirkten so egal und damit einfach nur enttäuschend. Als würden sie dem vorangegangen Hype nicht einmal im Ansatz gerecht werden. Am Ende blieb die Erkenntnis, dass wir einmal zu oft „My House“ von Flo Rida ertragen mussten und mit Sicherheit nicht die beste WrestleMania aller Zeiten gesehen haben.
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