Schmutzki: “Jetzt nehmen wir den Laden auseinander!”
4.2.2017 - Freiburg, Jazzhaus
Am Abend des 4. Februars lag über Freiburg eine ordentliche Alkoholfahne. Grund: Die drei Punkrocker von Schmutzki spielten im Jazzhaus.
„Jetzt nehmen wir den Laden auseinander“, begrüßte Sänger Beat Schmutz den sogenannten Schmutzki Mob. Dieser schien nicht auf die einleitenden Worte des sympathischen Blondschopfs gewartet zu haben. Die rund 30 anwesenden Hardcore-Fans, die besagten Schmutzki Mob und damit den harten Kern der Anhängerschaft bildeten, schrien sich schon lange vor Konzertbeginn ein: „Wir sind Schmutzki!“ Das schwappte auch auf die restlichen Besucher über, die sich während der Show rege an den Mosh-Pits, Stage-Dives und Mitgrölorgien beteiligten.
Mit so viel Liebe wurde die Vorgruppe Deserteur Schumann nicht überhäuft. „Wenn uns fünf Leute nach der Show auf die Schulter klopfen und sagen ‚gut gemacht‘, nehmen wir vielleicht ein Album auf“, setzten sie ihre eigenen Erwartungen niedrig an. Leider war den Freiburgern die angebliche Konzertpause von drei Jahren anzumerken. Wirklich harmonisch spielten sie an diesem Abend im Jazzhaus nicht auf. Das Schlagzeug rannte zu oft den Gitarren hinterher. Für mindestens fünf Schulterklopfer sollte die Show aber allemal gereicht haben.
Wer Körperkontakt mit Schmutzki-Bassist Dany Horowitz aufnehmen wollte, musste seine gute alte Punk-Attitüde hervorkramen. Denn der Musiker gönnte sich während des Konzertes mehr als eine Bierdusche. Warum nicht? Soll die Haare kräftigen und ihnen Glanz verleihen. Beat Schmutz hielt sich mit vergleichbaren Abrissaktionen zurück. Vermutlich, weil laut eigener Aussage einige Familienmitglieder im Publikum waren. Das bremste zumindest die rund 150 Gäste nicht, die bei „Hey Haters“ frenetisch mitsangen: „Hinter Hatern haten Hater hinterher!“
Einer Band, die eines ihrer Werke „Sauflied“ tauft, vorzuwerfen, sie würde sich danebenbenehmen, läuft ins Leere. Umso angenehmer ist es, wenn Schmutzki dann trotzdem zeigen, dass sie nicht nur Bierbong und Ausnüchterungsschlaf kennen. Das fing beim leicht angetüdelten Dany an, der mit angebrachter Aggressivität einen Mittelfinger gegen die AfD forderte und ging in die öffentliche Lobpreisung des Projektes „Viva con Agua“ über. Die an diesem Abend abgestellten Flaschenpfandsammler der Non-Profit-Organisation wechselten sich als Dankeschön im Zehnminutentakt im Mosh-Pit ab.
„Woho, woho, woho, wohohowoho, es ist dein Song“, einten Schmutzki am Ende der rund 90-minütigen Show noch einmal ihren Mob. Dieser durfte es sich auf der Bühne neben den beiden Gitarristen gemütlich machen und inbrünstig tanzen, springen und singen. Schlecht für Schlagzeuger Flo Hagmüller, der ab „Dein Song“ vor lauter Fans nicht mehr zu sehen war. Mit „Backstage“ bestritt das Trio die große Zugabe, bevor es sich in die Freiburger Nacht aufmachte. Wahrscheinlich, um mit ihrem feierwütigen Mob irgendeine süße Eckkneipe auseinanderzunehmen.
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