So schaut man Filme: Die 10-Minuten-Regel

Nackte Haut, Explosionen und tote Menschen – die 10-Minuten-Regel

 

Ein Bekannter erklärte mir vor einigen Wochen, nach welchen Kriterien er entscheidet, ob er einen Film zu Ende schaut oder nicht. Er greife auf die „10-Minuten-Regel“ zurück, die angeblich in 99,9 % der Fälle funktionieren würde.

 

Wenn innerhalb der ersten zehn Minuten nackte Haut zu sehen ist, irgendetwas explodiert oder ein Mensch stirbt, könne man sich sicher sein, es mit einem unterhaltsamen Film zu tun zu haben. Treffen sogar zwei oder im besten Falle drei der Punkte zu, ist es ein richtiger Knüllerfilm.

 

„Halt Stopp!“, werden die Cineasten unter euch jetzt empört aufschreien. Was ist mit Kinderfilmen? Was ist mit Dokumentarfilmen? Was ist mit außergewöhnlichen Filmen, die sich eben nicht in gängige Hollywoodmuster pressen lassen? Der Bekannte hatte hierfür eine klare Antwort: „Wenn die Regel nicht greift, ist es ein Scheißfilm. Punkt.“

 

Mir ging diese einfache aber strenge Regel nicht mehr aus dem Kopf. Was bedeutet es, nach so einem Grundsatz Filme zu schauen? Ich wollte es wissen und sah wochenlang bei den ersten zehn Minuten eines Filmes genauer hin.

 

Lion: Der lange Weg nach Hause

Laut Kritikern einer der besten Filme, die es derzeit im Kino zu sehen gibt. Mit sechs Oscarnominierungen – darunter „Bester Film“ – bestätigte das auch die Academy. In den ersten zehn Minuten gibt es jedoch weder Explosionen noch nackte Haut und Todesopfer. Da muss die Academy noch einmal in sich gehen.

 

Eliminators

Diese Hirn-aus-Action scheint eine echte Perle zu sein. In den ersten zehn Minuten gibt es Tote zu betrauern und Scott Adkins Prachtkörper zu bestaunen. Im zweiten Teil müsste zur Eröffnung nur noch ein Auto explodieren und wir hätten es mit einem Jahrhundertfilm zu tun.

 

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Passt. Der Film kam in meiner Review gut weg und die 10-Minuten-Regel bestätigt das Urteil. Gleich zu Beginn stirbt Vin Diesel in einem Feuergefecht. Für Krawall ist gesorgt, nackte Haut gibt es dagegen leider nicht zu sehen.

 

Why Him?

Schwieriger Fall. In den ersten zehn Minuten gibt es weder Explosionen noch Todesfälle. Dafür aber James Francos nackten Hintern. „Zählt das auch“, erkundigte ich mich bei meinem Bekannten. Er meinte nein. „Why Him?“ ist also ein ziemlich beschissener Film.

 

Die Feuerzangenbowle

Was kann der deutsche Filmklassiker von 1944? Offensichtlich nichts! Helmut Weiss‘ vermeintliches Meisterwerk ist eine echte Enttäuschung, das seinen Fokus in den ersten zehn Minuten auf die völlig falschen Inhalte legt.

 

Die Hollars – Eine Wahnsinnsfamilie

Eine absolute Gurke. Mehr muss nicht gesagt werden.

 

Rogue One: A Star Wars Story

Gestorben wird in den ersten zehn Minuten. Die großen Explosionen gibt es aber erst im letzten Drittel. Schade. „Rogue One“ ist gut, bleibt mit einem von drei Punkten aber hinter den Erwartungen zurück.

 

Was für ein Quatsch! In mein Popkulturleben werde ich die „10-Minuten-Regel“ nicht integrieren. Natürlich wollte ich nach meiner Testphase wissen, was die Lieblingsfilme meines Bekannten sind. Die Antworten waren: „Pulp Fiction“, „Goodfellas“ und „Manta Manta“.

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