Stimmen-Festival: Die Tindersticks waren in Lörrach

17.7.2016 - Lörrach, Rosenfelspark

Verträumt die Nacht genießen und mit Bäumen kuscheln: Die Tindersticks spielten am 17. Juli im Rahmen des Lörracher Stimmen-Festivals im Rosenfelspark.

 

tindersticks1Der Lörracher Rosenfelspark gilt als das „Wohnzimmer“ des Stimmen-Festivals, das seit 22 Jahren Musikbegeisterte aller Genres direkt ins Dreiländereck fünf Kilometer entfernt von der schweizerischen und der französischen Grenze führt. Am Fuße der Villa Rosenfels, direkt neben Parkanlage und Tiergehege, bietet sich diese Konzertlokalität ganz besonders für die Art von Musiker an, die sich nicht durch den Einsatz von kreischenden E-Gitarren und um sich knüppelnden Schlagzeugen, sondern womöglich durch das Extrafünkchen von Streichern getragener Melancholie auszeichnen. Perfekt also für Stuart Staples und seine Tindersticks, die mit „The Waiting Room“ erst vor ein paar Monaten neue „Schwermutstropfen“ in Form eines zwölften Studioalbums veröffentlicht haben.

 

Ein Mann weniger Worte: „Good evening.“

 

Vorher durfte jedoch die 23-jährige Hamburgerin lùisa die Veranstaltung mit einem sommerabendtauglichen 30-Minuten-Set eröffnen. Ihre zwischen elektronisch und akustisch pendelnden Gitarrennummern, die in Kombination mit den englischen, aber auch französischen Texten sowie dank des Einsatzes von Effektpedalen das Feeling einer international zusammengestellten Band entfalteten, kamen beim Publikum entsprechend wohlig an. Auch wenn die Gitarre der Musikerin beinahe so groß wie sie selbst war, hätte sie mit ihrer unschuldig wirkenden Musik, kombiniert mit einer dennoch kraftvollen Stimme und den sympathisch unbeholfenen Aussagen zwischen den Songs durchaus mehr stemmen können als „nur“ das kurze Aufwärmprogramm.

 

Im Anschluss betraten die fünf Herren von den Tindersticks um 21 Uhr die Bühne. Frontmann Stuart Staples begrüßte sein Publikum dabei nur mit einem knappen „good evening“, bevor er gemeinsam mit seiner Band das erste Stück „Like Only Lovers Can“ anstimmte. Überhaupt zeichnete sich der Engländer nicht gerade durch große Worte aus. Zwischen den Songs hauchte Staples immer wieder kurz und knapp „thanks“ heraus und verlor keine Zeit, um zu den nächsten Songs zu kommen. „You’re wasting your time / Coming round here“, hieß es dann in „If You’re Looking For A Way Out“, was sicherlich nicht als Motto des Abends verstanden werden sollte. Nähe zum Publikum bauten die Musiker ausschließlich über ihre emotionale Musik, nicht durch das Plaudern in den Songpausen auf.

 

Die Hörer zum eigenen Glück zwingen

 

Die Band habe sich gewünscht, dass während ihres Konzertes die Handykameras in den Taschen verweilen. Ein Wunsch, für dessen Umsetzung tatsächlich Ordner abgestellt wurden, die sich mit vollem Einsatz darum kümmerten, dass Facebook, Instagram und Twitter an diesem Abend Tindersticks-los blieben. Die Musik und das entsprechende Einlassen darauf sollten im Mittelpunkt stehen, auch wenn man die Zuschauer zu ihrem Glück zwingen musste. So leise Stücke wie „Johnny Guitar“, während derer man eine Stecknadel hätte fallen hören können, wurden dennoch durch Geschirrklappern an den Essensständen und allzu kommunikationsfreudige Plaudertaschen im Publikum gestört. Etwas Konzentration auf das Wesentliche und die gemütliche Teelichtstimmung des Parks haben aber gereicht, um sich nichtsdestotrotz fallen zu lassen.

 

Staples hatte mal eine Gitarre in der Hand, mal eine Hand in der Hosentasche – viel Bewegung fand auf der Bühne nicht statt. Bei 30 Grad und eher ruhigeren Stücken wie „Sometimes It Hurts“ oder „Show Me Everything“, für das Bassist Dan McKinna den Background-Gesang beisteuerte, war das absolut nachvollziehbar. Feuerwerk und Tanz gibt es bei den anderen. Die Tindersticks möchten viel eher zum Träumen einladen. Im besten Fall schließt man die Augen und stellt sich vor, an diesem Abend hätten sich doch noch ein paar Streicher auf die Bühne verirrt. Um 22:20 Uhr verabschiedete sich Staples nach einer Zugabe, ließ es sich aber nicht nehmen, noch ein letztes Mal danke zu sagen. Ein Dankeschön, das er an sein menschliches Publikum sowie die Bäume des Rosenfelsparks richtete. Na dann.

 

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