Tornado Rex: Mensch ärgere Dich nicht + X
Anfang der 1990er hieß es: „Mensch ärgere Dich nicht + X“. Denn nicht die Mitspielenden, sondern ein tierischer Wirbelwind namens „Tornado Rex“ schmiss einen vom Brett.
Weihnachten 1991: Unter dem Baum liegt ein großes Paket. Egal, ob der Geruch des Zimtgebäcks, die weihnachtlichen Mitsing-Hits von Bing Crosby oder die vielen anderen Päckchen – dieses eine Geschenk stach hervor. Denn die Logik eines sechsjährigen Geschenkegeilen ist einfach: Je größer, desto besser. Und die Eltern enttäuschten den Autor nicht. Hinter dem bunten Geschenkpapier verbarg sich mit „Tornado Rex“ eines der coolsten Brettspiele, das sich ein Kind wünschen kann.
Ziel des Spiels ist es, eine Gruppe von Bergsteigern auf den Gipfel zu führen. Klingt einfach, ist es dank des namensgebenden Tornado Rex aber nicht. Einmal ausgelöst, wirbelt das grüne Bergmonster mit den lila Haaren über das komplette Spielbrett und schleudert alle Figuren, die sich ihm in den Weg stellen von selbigem. Wer kein Glück hat oder seine Männchen nicht in den sechs Höhlen unterbringen konnte, muss seine weggeschleuderten Bergsteiger unter dem Wohnzimmertisch einsammeln und wieder an den Anfang stellen.
Actionfiguren > Holzspielzeug
„Tornado Rex“ ist ein „3D action game“, das – bis auf die Pappdrehscheibe, die den Würfel ersetzt – komplett aus Plastik besteht. Ein Traum für Kinder, die lieber mit Actionfiguren statt Holzspielzeug spielen. Rex muss vor einer Runde in eine Halterung eingedreht werden, deren Funktion mit Aufziehautos vergleichbar ist. Per Knopfdruck springt er aus seiner festgestellten Position und dreht sich den absteigenden Plastikparcours langsam herab. Das sieht noch heute spektakulär aus.
Es gibt Versionen des Spiels, die statt auf eine Drehscheibe auf Karten mit Anweisungen setzen. Beide Varianten funktionieren. Ein Zeiger, der von den Spieler_innen in Bewegung gebracht werden muss, bringt allerdings mehr Freude. Spielzeughersteller Parker befand sich Anfang der 1990er an der Speerspitze der 3D Games und feierte neben „Tornado Rex“ auch mit Titeln wie „Bravo Traube“ oder „Mankomania“ Erfolge.
Ein halbes Vermögen für ein wenig Plastik
Heute scheint es fast unmöglich, ein bezahlbares Exemplar zu ergattern. Je nach Zustand schwanken die Preise zwischen 150 und 500 Dollar. Angebote von deutschen Verkäufer_innen gibt es so gut wie gar nicht. Kein Wunder, denn das Spiel besitzt einige Sollbruchstellen. Auch das „Tornado Rex“-Spiel des Autors leidet unter Verschleiß. Das Plastikspielbrett hat Risse und Rex selbst lässt sich nicht mehr in seine Aufhängung eindrehen. Das liegt möglicherweise auch daran, dass wir Rex zuweilen losgelöst vom Spiel als Geschoss nutzten.
„Some games in the 1990s incorporated mechanical action or some other kind of clever gimmick to complicate otherwise standard play”, heißt es in einem Artikel über “Tornado Rex” auf der Seite des Strong National Museum of Play. Das bringt es auf den Punkt. Denn wenn die Regeln von “Tornado Rex” heruntergebrochen werden müssen, bleibt nicht mehr als eine simple Variante von „Mensch ärgere Dich nicht“ übrig. Das bunte Design und die mechanischen Spielelement können ganz schön blenden. Vor allem Kinder, die an Weihnachten große Pakete öffnen wollen.
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