Review: Tucker & Dale vs. Evil

Wer kennt diesen Plot nicht? Eine gemischte Gruppe von College-Schönheiten macht einen Ausflug in die Natur, um ordentlich zu feiern. Leider kommt ihnen ein vom Leben enttäuschter Hinterwäldler in die Quere und schlachtet alles, was blond ist und lange Beine hat, wahlweise mit einer Kettensäge oder Axt ab. Tausend mal gesehen. Tausend mal gelangweilt. Doch was passiert, wenn die Rollen von Gut und Böse vertauscht werden? Wenn die furchteinflößenden Hinterwäldler plötzlich Angst vor den (selbst-)mordenden Jugendlichen haben müssen?!

 

„Tucker & Dale vs. Evil“ kommt dabei heraus, wenn Drehbuchautoren genau diese Idee umsetzen. Eine humorvolle Genre-Verhohnepipelung in der gängige Erzählstrukturen mit einem U-Turn ausgestattet werden. Oder wie es Andreas Starben von filmstarts.de formulierte: „‘Tucker & Dale vs. Evil‘ ist nicht nur ein liebevolles Spiel mit Genremechanismen, sondern auch ein ungetrübtes Vergnügen für Fans des spaßigen Splatterkinos, ein Film, der nicht zufällig in Sundance genauso gut ankam wie beim Fantasy Filmfest.“

 

Tucker und Dale wollen eigentlich ihr neuerworbenes Ferienhäuschen in den Appalachen auf Vordermann bringen. Durch ein paar Kommunikationsschwierigkeiten geraten sie jedoch unglücklicherweise an eine Gruppe von Studenten. Diese erkennen in Tucker und Dale keine zwei liebenswerten und zuvorkommenden jungen Männer, sondern hirnverbrannte Hillbillys, die auf Streit aus sind. Ohne zu viel spoilen zu wollen, es wird blutig. Weniger weil Tucker und Dale tatsächlich zu Gewaltexzessen neigen, sondern vielmehr, weil die Studenten bei ihren unnötigen “Verteidigungsversuchen” selber draufgehen. Dabei wird der Film nicht nur aus Sicht der Jugendlichen erzählt, sondern auch aus der, der vermeintlichen Mörder. Nur das diese eben gar keine sind und deshalb nicht verstehen können, warum es die College-Kids mit aller Gewalt auf sie abgesehen haben.

 

Splatterkino trifft auf Komödie trifft auf Horrorfilm. „Tucker & Dale vs. Evil“ ist in der einen Sekunde noch harmlos bis liebenswürdig und in der nächsten schon wieder brutal bis aufs Blut. Hauptdarsteller Alan Tudyk erklärte denofgeek.com in einem Interview bezeichnenderweise: „Seeing one of these hillbilly/college kids slasher flicks through the eyes of the hillbillies is something I’d certainly never seen or thought of before.”

 

Der Film möchte alles anders machen und gibt dem Zuschauer trotzdem genau das, was er erwartet. Wenn der aufgeregte Jason seinen Freunden zur Hilfe eilt und dabei versehentlich in Tuckers Häcksler springt, wusste man das schon in dem Moment, als eben dieses Gerät auf der Bildfläche erschien. Das passiert aber nicht, weil die Drehbuchautoren bei den Gagschreibern von Oliver Pocher in die Lehre gegangen sind, sondern weil „Tucker & Dale vs. Evil“ dämlich erzählt werden möchte.

 

Der Cast wurde für diese Art von Geschichte optimal ausgewählt. Tyler Labine („Zack & Miri Make A Porno“) spielt den Dale genau so, dass man ihn nur lieben kann. Alan Tudyk („Firefly“) verleiht Tucker die Aura eines großen Bruders, der hart, aber herzlich ist. Und die bezaubernde Katrina Bowden („30 Rock“) geht in der Rolle der schönen Allison auf, die eigentlich nicht mehr muss, als sich glaubhaft in den Anti(frauen)helden Dale zu verlieben. Alle Figuren sind völlig überzeichnet und in ihrer Art wahnsinnig großartig dargestellt.

 

Mit „Tucker & Dale vs. Evil“ ist dem noch relativ unbekannten Filmemacher Eli Craig ein Untergrund-Meisterwerk gelungen, das so clever in Szene gesetzt wurde, dass man sogar kleine Fehler für gewollt hält. Um perfekt zu sein, hätte nur noch ein fetziger Soundtrack aus Country- und Heavy-Metal-Ohrengraulern an den Start gemusst. Aber was soll’s.

 

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