Review: Oliver Uschmann – Überleben auf Festivals

Ueberleben auf Festivals von Oliver Uschmann

Oliver Uschmann – Jahrgang 1977 – ist Schriftsteller und freier Journalist. Unter anderem beweist er als Schreiberling für das Musikfachblatt Visions und das Interviewmagazin Galore, was er im Bereich der populären Künste auf dem Kasten hat. Klar, dass der Mann, der gemeinsam mit Sylvia Witt das Hartmut-Universum schuf, auch in Sachen Musikfestivals die eine oder andere Meinung schreibstark vertritt. „Überleben auf Festivals – Expeditionen ins Rockreich“ ist Uschmanns schlaues Nachschlagewerk zu allem, was zwischen Zeltplatz und Hauptbühne, von Haustür bis Festivalgelände und mit Bier oder Dosenravioli passiert.

 

„Überleben auf Festivals“ fasst auf rund 360 Seiten in lockeren Worten zusammen, was der trainierte Festivalbesucher zwar schon weiß, aber bisher als unnützes Trivialwissen unter den Teppich gekehrt hat. Doch das ist alles Quatsch. Musik- und Bierfanatiker weltweit wissen, dass die vier Tage Festival deutlich prägender als die restlichen 361 Tage des Jahres sein können. Eskapismus in seiner reinsten Form. Die Möglichkeit ein anderer, frischerer Mensch zu sein. Der pure Urlaub von sich selbst.

 

Uschmann weiß das auch und berichtet entsprechend ernsthaft unernsthaft in sechs Kapiteln über die Gattungen der Besucher und Musiker, die Verhaltensrituale, die Ernährung, die Bauten und Siedlungen und über die Security. Nichts wird ausgelassen. Dabei ist die Sprache so simpel gehalten (no offense!!!), dass sich auch der größte Bierbong-Fan am dritten Festivaltag mit einem Blick in das Buch noch verständliche Tipps holen kann. Bilder und Klischees werden zu Unterhaltungszwecken selbstverständlich stark überzeichnet, bieten aber trotzdem noch genug Raum, sich darin wiederzuerkennen. Mit den gut ausgewählten Plattentipps am Ende einiger Kapitel erfüllt Uschmann zusätzlich noch einen pädagogischen Auftrag.

 

Um einige Punkte zu unterstreichen, beruft sich der Autor immer wieder auf Spaßeinrichtungen wie zum Beispiel das Institut für unbehagliche Umfragen und dessen angebliche Professoren. Eine Art Running-Gag, der sich durch das komplette Buch zieht und – zugegebenermaßen – nach einer Weile mit Stöckelschuhen über die Eier stolziert. Sprachwitz ist in Massen vorhanden und macht in der Regel auch entsprechend Laune, hätte aber ab und an einen Maulkorb angelegt bekommen sollen. Auch Kapitel wie zum Beispiel „Die Gattung der Musik“ wirken langatmig und haben mit dem Festivalleben im eigentlichen Sinne nur wenig zu tun.

 

Sollte man in Sachen Festivals noch jungfräulich sein, wird man keinen Spaß mit diesem Buch haben. Gehört man jedoch zu der Gruppe von Menschen, die schon im Januar den Ersatzreifen aus dem Kofferraum ausbauen, um mehr Stauraum für Bierfässer zu haben, ist „Überleben auf Festivals“ trotz kleinerer Schwächen die absolut richtige Lektüre, um durch die festivalfreie Zeit zu kommen.

 

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