Von Zeit- und Geldmanagement beim Medienkonsum

Wenn sowohl Geld, Zeit als auch Lust gegeben sind, steht dem fröhlichen Medienkonsum nichts mehr im Wege. Aber wehe, nur einer der drei genannten Punkte fällt weg…

 

 

Das eigene Medienkonsumverhalten kann sich schneller ändern als Klaus Kinskis Stimmung während eines Drehs mit Werner Herzog. Den einen Sommer verzockt man noch im muffigen Jugendzimmer, bevor man im nächsten gar keine Zeit mehr für ausgedehnte Spielemarathons hat. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blicke ich zurück und prüfe, wie ich Medien einst zu mir nahm und wie ich es heutzutage tue. Denn Zeit, Geld und vor allem Lust waren in der Vergangenheit mal häufiger, aber auch schon deutlich weniger vorhanden.

 

Fall 1: kein Geld, viel Zeit, viel Lust

Klassischer Fall von Schüler, Student oder Arbeitsloser sein: Unter der Woche zocken und Filme schauen, bis die Wolken wieder lila werden, ist in diesen Lebensphasen ohne weiteres möglich. Doch ist man auf günstige bzw. kostenlose Spiele oder schlimmer noch das Fernsehprogramm angewiesen, kann man froh sein, wenn einem die Lust nicht gleich Hand in Hand mit dem Geld Lebewohl sagt. Als Kind konnte ich mir nicht jedes neue Spiel kaufen und im Studium nicht jede Woche in einen 3D-Film gehen – von Konzerten ganz zu schweigen. Gerade zur Zeit des Studiums versuchte ich meinen Hunger auf frische Popkulturmedien trotz chronischen Geldmangels zu stillen. Ins Kino ging ich vermehrt montagmittags, wenn Filme nur rund 5 Euro kosten, ein PS-Plus-Abo sowie der Gebrauchtspielemarkt im Internet lieferten mir günstige Titel zumindest jahresaktuell und in Sachen Musik fuhr ich im Bereich HipHop dank kostenloser Datpiff-Mixtapes recht ordentlich. Damals genoss ich Medien noch viel intensiver. Heute wird schon deutlich stärker aussortiert, was ich in der Gänze konsumieren und was ich nur mal kurz ausprobieren möchte.

 

2. Fall: viel Geld, wenig Zeit, viel Lust

Wer kennt es nicht? Die Goldbarren stapeln sich gleich neben dem Pile of Shame. Durch einen vollgepackten Alltag rasen die Tagen dahin, als wären sie die personifizierten Geschwister von Usain Bolt, parallel dazu erblicken immer wieder spannende Neuerscheinungen das Licht der Welt. Man kann gar nicht so viel Pendeln, um das alles zu lesen, joggen, um das alles zu hören oder durchmachen, um das alles zu sehen. Und so landen Videospiele nach nur 8 % Fortschritt an der zukünftig staubigsten Stelle der Wohnung. Viel kann man dagegen nicht tun, außer vielleicht die 30 Tage Jahresurlaub statt mit Reisen zu den schönsten Plätzen der Welt lieber auf der vertrauten Wohnzimmercouch zu verbringen. Die einzige wirklich richtige Lösung ist das strikte Selektieren von Scheiße und Nicht-Scheiße. Einfach nicht mehr mit zeitraubenden Rotzmedien beschäftigen und stattdessen auf die mit Klasse setzen.

 

3. Fall: Viel Geld, viel Zeit, wenig Lust

Es verging kein Jahr, in dem mir Musik, Film, Buch oder Videospiel völlig egal waren. Eine gewisse Faszination übten Kunstwerke dieser Art stets auf mich aus. Im Grunde ist der dritte Fall, in dem Geld und Zeit zwar zu genüge vorhanden sind, dagegen der Bock auf bestimmte Medien fehlt, der optimale: Man vermisst nichts und hat dadurch mehr von allem. Während meiner Lehre zwischen 2005 und 2008 hatte ich beispielsweise eine Phase, in der ich kaum Videospiele gezockt habe. Hier und da vielleicht Mal eine Runde „WWE Smackdown vs. Raw“, aber so richtig daddeln war nicht. Umso schöner fiel übrigens meine dauerhafte Rückkehr zur PlayStation aus, als „GTA4“ erschien. Seitdem habe ich nicht wieder aufgehört zu zocken, auf Konzerte zu gehen, Filme zu schauen oder Bücher zu lesen. Dafür sind Unterhaltungsmedien einfach viel zu geil.

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