Review: Why Him?
Die deutsche Plakataufschrift zur romantischen Komödie „Why Him?“ könnte nicht abschreckender sein: „Von allen Typen, die seine Tochter hätte haben können, WHY HIM?“ Taugt der neue Film mit James Franco und Bryan Cranston trotzdem was?
Ned Fleming ist Besitzer einer insolvenzgefährdeten Druckerei. Als seine 22-jährige Tochter Stephanie ihn, die Mutter Barb und den 15-jährigen Bruder Scotty für das Weihnachtsfest auch noch in das Haus ihres neuen Freundes Laird einlädt, hängt der Familiensegen endgültig schief. Denn der 32-jährige Laird ist ein aufgedrehter Entrepreneur, der mit seinen Internet- und Videospiel-Start-Ups Millionen gemacht hat. Ein Generationskonflikt entfacht, da Ned diese neue Welt nicht mehr versteht. An Zeitgeistigkeit mangelt es „Why Him?“ also nicht. Die Moral des Films kann nicht nur als „vertrau deinen Liebsten“, sondern auch als „hey alter Mann, gib der Jugend eine Chance“ interpretiert werden.
Futter für Freunde von Pipi-Kacka-Fluch-Humor
Der Film nimmt sich Zeit, um seine Figuren nachvollziehbare Entwicklungen durchmachen zu lassen, die keineswegs überraschend, dafür aber schlüssig sind. Im Mittelpunkt von „Why Him?“ steht trotzdem keine mit dem Brecheisen ins Drehbuch geprügelte Message. Allein die von James Franco gespielte Rolle des exzentrischen Laird Mayhew bietet genug Futter für übertriebenen Pipi-Kacka-Fluch-Humor. Das funktioniert nur, weil der Film weiß, wann er wieder vom Gaspedal gehen muss. Bryan Cranston dagegen scheint nach seiner Paraderolle als Walter White immer noch nicht in Hollywood angekommen zu sein. Und auch wenn er an der Seite von Zoey Deutch ein harmonisches Vater-Tochter-Gespann abgibt, diese Rolle wird das nicht ändern.
„Why Him?“ ist kein intelligenter Film, der Generationskonflikte und die Wichtigkeit von Familienbeziehungen mit einem Augenzwinkern auf den Punkt bringen möchte. Die 111 Minuten sind – und das ist dem Streifen sehr hoch anzurechnen – einfache Kost, die simpel unterhalten und ab und an mit vollem Bewusstsein die Grenzen des guten Geschmacks ausloten. Wenn Familienvater Ned das Wort „Bukkake“ aufschnappt, ist sofort klar, dass er es im Laufe des Films noch einmal im falschen Kontext verwenden wird. Wenn Laird sein Wohnzimmerkunstwerk – bestehend aus einem mit Elchpisse gefüllten Tank – präsentiert, ist ebenfalls in dieser Sekunde klar, dass die eklige Flüssigkeit zu einem späteren Zeitpunkt den Raum fluten wird. „Die nackte Kanone“ lässt grüßen.
Vorsicht mit der deutschen Synchronspur
Die erstklassige Schauspielerriege (er)trägt das und spielt sich mit Würde und Elan durch die unter anderem von Jonah Hill erdachte Geschichte. Leider ist die deutsche Synchronspur nur bedingt zu empfehlen. Zu häufig zündet der oftmals auf Schimpf- und Slang-Wörtern basierende Humor in der Übersetzung nicht. Dafür gibt es auch fernab der dialoglastigen Szenen einiges zu entdecken. So baut Franco seinen privaten Kifferfreundeskreis rund um Jonah Hill und Adam Devine mit Cameo-Auftritten von Berühmtheiten wie Steve Aoki, Elon Musk, Kaley Cuoco und der legendären Hard-Rock-Band Kiss weiter aus.
Das Genre der romantischen Komödien hat in der Vergangenheit so viel schnellgemachten Quatsch ertragen müssen, dass es eine wahre Freude ist, wenn ein Film versucht, seine Zuschauer nicht für dumm zu verkaufen. Regisseur John Hamburg hat 2009 bereits mit „Trauzeugen gesucht!“ ein ähnliches Kunststück geschafft, indem er namhafte Schauspieler in eine einfache aber im wahrsten Sinne des Wortes nette Geschichte packte. Und auch damals wurde er nicht mit überschwänglichen, aber zufriedenstellenden Kritiken belohnt. Mit „Why Him?“ sollte ihm dieses Kunststück ein weiteres Mal gelingen. Trotz Elchpisse und Bukkake.
„Why Him?“ kam am 12. Januar in die deutschen Lichtspielhäuser.
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